Autor*in im Gespräch

Autorin im Gespräch 19: Diana Hillebrand | 15+ veröffentlichte Bücher

Geschrieben von Sonja

Diana Hillebrand ist eine erfahrene Autorin, die bereits mehr als 15 Bücher in unterschiedlichen Genres veröffentlicht hat. Sie ist Jury-Mitglied bei unserem WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb und hält seit 2022 Workshops für Treffpunkt Schreiben in Wien. Nun haben wir sie für unsere Interview-Reihe Autor*in im Gespräch befragt. Lass dich von Diana inspirieren und freu dich auf ihre Tipps rund ums Thema Schreiben. Viel Spaß beim Lesen. 

INHALT

Stell dich bitte unseren Leser*innen vor?

Diana Hillebrand, Autorin, Podcasterin Schreibzeug, Schreibworkshops
© Jürgen Hillebrand

Mein Name ist Diana Hillebrand und ich lebe und schreibe in meiner Wahlheimat München.

Wie hast du das Schreiben für dich entdeckt?

Ich schreibe – wie so viele – seit meiner Kindheit. Allerdings war der Auslöser u.a. mein strenger und leider auch cholerischer Vater. Wenn ich mich über ihn „geärgert“ habe, habe ich das in mein Tagebuch geschrieben. Wenn ich es dann später selbst durchgelesen habe, fand ich vieles nicht mehr so schlimm. 

Über die Jahre wurde das Schreiben mehr und mehr ein Teil meiner selbst. Es gehörte für mich zum Tagesablauf, lange bevor ich veröffentlicht habe. Beim Schreiben kann man viele Dinge reflektieren und verarbeiten, auch wenn es sich um fiktive Geschichten handelt.

Du hast mittlerweile mehr als 15 Bücher veröffentlicht, da fragen wir uns, wie macht Diana das?

Indem man schreibt. 😊
Tatsächlich stelle ich immer wieder fest, dass die Kontinuität für viele die größte Herausforderung ist.

Ein Buch entsteht nicht von heute auf morgen. Schreiben ist ein langwieriger und stetiger Prozess, der im Kopf (oder im Herzen) mit der ersten Idee beginnt. Und dann fängt man mal an, verwirft und streicht und streicht und verwirft. Nach und nach bildet sich dann ein Buch heraus. Es braucht Leidenschaft, Planung und Geduld. Man muss tatsächlich diszipliniert sein.

Und nach einem Buch ist vor einem Buch. So entsteht eins nach dem anderen.

Treffpunkt Schreiben: Du schreibst in mehreren Genres – Belletristik, Kinderbuch, Lyrik, Ratgeber, Sachbuch und auch für Fachzeitschriften.

Hast du ein Lieblingsgenre?

Nein, ich habe tatsächlich kein Lieblingsgenre, deshalb schreibe ich ja so kunterbunt herum. Ehrlich gesagt, schreibe ich immer das, was mir gerade am meisten auf der Seele brennt. Im Moment an einem Roman … Nebenbei plane ich auch einen neuen Schreibratgeber und danach möchte ich eigentlich wieder ein Kinderbuch schreiben. Ich mag die Vielseitigkeit.

Treffpunkt Schreiben: Kinderbuchautor*innen werden – wie wir finden – zu Unrecht in der Branche manchmal „belächelt“. Im Oktober gab es die Aktion „Ich bin Kinderbuchautor*in“, an der du dich beteiligt hast.

Wie einfach/schwierig ist es ein Kinderbuch zu schreiben?

Manche denken tatsächlich, ein Kinderbuch sei einfacher als einen Roman für Erwachsene zu schreiben. Ich glaube das nicht!

Im Gegenteil: Beim Kinderbuch richtet man sich an eine bestimmte Zielgruppe, in einem bestimmten Alter. Es ist ja ein Unterschied, ob man für Erstleser, 8 – 10-Jährige oder 12 – 14-Jährige schreibt. Das fängt bei der Sprache an und hört bei den zielgruppengerechten Themen auf.

Darüber hinaus muss man – wie in anderen Büchern auch – vielseitige Figuren entwickeln, einen Plot erfinden und Spannung aufbauen. Kinder sind kritische Leser. Und schließlich ist es auch gar nicht so einfach, sich als Erwachsene in die Gedanken- und Gefühlwelt der Kinder einzufinden. Da gibt es also einige besondere Herausforderungen, ich bewundere deshalb alle Kinderbuchautor*innen sehr.

Treffpunkt Schreiben: Lass uns bitte über deinen Schreibprozess bei der Entstehung deines letzten Buches „Zuhause im Café. Der Guide“* sprechen:

Wie hast du den Schreibprozess angelegt?

Buchcover Zuhause im Cafe.München. Diana Hillebrand

Es hört sich ja erstmal easy an: man schreibt ein Buch über Cafés, also sitzt man da trinkt natürlich Kaffee, isst Kuchen und plaudert ein bisschen … 😊 Aber ehrlich gesagt, war es eines der aufwendigsten Bücher, die ich je gemacht habe. Am Anfang standen mehr als 100 Cafés auf meiner Liste. Ich musste erst einmal herausfinden, welche davon in mein Konzept passten (Siebträgermaschine, hausgemachtes Essen etc.), dann habe ich Kontakt aufgenommen, um mich für ein Interview im Café zu treffen. Die Terminfindung mit den Cafébetreibern war schwierig, denn die haben nicht viel Zeit. Das alles dauert.

Am Ende sind 73 Cafés in meinem Guide* gelandet und ich habe für das Büchlein ein ganzes Jahr gebraucht. Zum Glück habe ich ein Stipendium bekommen, sonst wäre es noch schwieriger geworden. Aber jetzt bin ich sehr glücklich darüber, denn ich bekomme viele begeisterte Rückmeldungen von Caféliebhaber*innen, die neue Lieblingsorte entdecken.

Treffpunkt Schreiben: Noch eine ergänzende Frage zum Thema Verlage. Deine Bücher wurden in unterschiedlichen Verlagen – dtv, Knaur und Volk – veröffentlicht.

Wie kam der Kontakt zu den Verlagen zustande?

Meist habe ich mich ganz klassisch beim Verlag „beworben“, also mit einem Exposé und einer Leseprobe. Einmal wurde ich von einer Lektorin nach einer Lesung angesprochen. Über die Jahre habe ich einige persönliche Kontakte knüpfen können. Das hilft natürlich auch. Letztlich muss aber immer der Text überzeugen.

Anfangs hatte ich noch keine Agentur, inzwischen arbeite ich mit der Agentur Keil & Keil zusammen.

Self-Publishing gewinnt an Bedeutung. Was hältst du von dieser Möglichkeit der Veröffentlichung?

Ich finde gut, dass es mit dem Self-Publishing eine weitere Möglichkeit des Veröffentlichens gibt. Heutzutage hat man die Wahl, ob man den Weg über Verlage geht oder sich selbst um alles kümmert.

Beides hat Vor- und Nachteile: Ich persönlich schätze die Zusammenarbeit mit den Verlagen sehr, weil ich gute Erfahrungen gemacht habe und froh bin, mich nicht um Vertrieb, Werbung etc. kümmern zu müssen. Allerdings möchte ich auch nicht ausschließen, mal etwas im Self-Publishing zu veröffentlichen.

Du wirst häufig für Lesungen gebucht. Was zeichnet eine „gute“ Lesung aus? Hast du diesbezüglich Tipps für Autor*innen?

© Diana Hillebrand

Tatsächlich werde ich oft für Lesungen gebucht und darüber freue ich mich sehr. Ich habe das Glück früher einmal 3 Jahre Gesangsunterricht gehabt zu haben, außerdem spiele ich seit über 20 Jahren Saxophon. Beides hat mir geholfen, Stimm- und Atemtechniken zu erlernen und auch meine bequeme Stimmlage zu finden. Darüber hinaus habe ich mich über Sprech-Coachings weitergebildet.

© Diana Hillebrand

Ich habe den Anspruch, lebendige, mitreißende und spannende Lesungen zu veranstalten. Die Zuhörer*innen sollen sofort merken, dass sie es mit einem Profi zu tun haben. Und am Ende ist es natürlich auch die langjährige Praxis und Übung, die hilft.

Tipp:

Wenn ich einen Tipp geben sollte, würde ich jedem raten, mit einem professionellen Sprechtrainer zu üben. Das hilft enorm. 

Schreibenden wird oft geraten, viel zu lesen. Wie handhabst du das?

© Jürgen Hillebrand

Tatsächlich glaube ich auch, dass man als Autor:in viel lesen sollte und ich denke, die meisten tun das auch. Denn die Liebe zur Literatur und zum Schreiben muss ja irgendwoher kommen. Ich versuche auf jeden Fall jeden Tag ein paar Seiten zu lesen und meistens gelingt mir das auch. Dabei lese ich alles querbeet, außer harte Thriller und Krimis. Die Welt ist mir schlecht genug… Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war „Das Haus der verlorenen Düfte“ von Melisse J. Rose und aktuell lese ich „Nach allen Regeln der Kunst“* von Hanns-Josef Ortheil, in dem es um das Schreiben geht.

Als Autorin geprägt haben mich über die Jahre viele Bücher. Die Fülle dessen, was ich gelesen habe, hat mich zu der Autorin von heute werden lassen. Manchmal begeistert mich die Sprache, manchmal eine Idee, manchmal die Bildhaftigkeit. Es gibt so viel Faszinierendes zu entdecken in der Literatur. Eines meiner Lieblingsbücher ist nach wie vor „Der Schatten des Windes“* von Carlos Ruiz Zafón.

Treffpunkt Schreiben: Als leidenschaftliche Podcast-Hörerin, lausche ich gerne dem Podcast „Schreibzeug, für alle die schreiben – oder auch nicht!“, den du seit 2021 mit dem Literaturkritiker, Wolfgang Tischer, veröffentlichst.

Wie entstand der Podcast und welche Pläne habt ihr, nach über 70 Folgen?

Der Impuls zum Podcast kam mir während der Coronazeiten. Damals konnte ich keine Kurse geben, es gab keine Lesungen und mein aktuelles Buchprojekt (Caféguide) lag auf Eis, weil alles Cafés geschlossen hatten.

Die Idee für einen Podcast hatte ich schon länger und das war die Gelegenheit. Wolfgang und ich kennen uns schon seit etlichen Jahren. Wir hatten gemeinsame Auftritte auf den Buchmessen und ich schätze seine Kompetenz, Belesenheit und seinen Humor. Wir schwingen auf einer Welle! Deshalb war für mich klar, dass ich ihn fragen würde, ob er mitmacht. Er war zum Glück sofort dabei!

Was die nächsten Folgen angeht, erreichen uns immer noch viele Themenwünsche und wir werden vielleicht auch das eine oder andere Thema weiter vertiefen. Vor allem wollen wir unsere Zuhörer:innen noch mehr mit einbeziehen. Es gibt ja schon die großen Schreibaufgaben vor der Sommer- und Weihnachtspause, bei denen man ein Coaching gewinnen kann und in denen wir als „gläserne Jury“ verraten, was wir uns bei der Bewertung der Texte gedacht haben. Hinzu kommen kleine Schreibaufrufe in den einzelnen Folgen. Aktuell erleben wir bei der Folge „Emotionen“, dass viele sich angesprochen fühlen und mitschreiben.
Ich denke, so schnell wird uns der Stoff für den Podcast also nicht ausgehen.

Treffpunkt Schreiben: Wir freuen uns sehr, dass du regelmäßig zu uns nach Wien kommst und dein Wissen und deine Erfahrungen als Autorin in Workshops weitergibst. Für 2025 haben wir uns zwei Themen ausgesucht, einerseits die Erzählperspektive und andererseits die Buchplanung.

Worauf dürfen sich Teilnehmer*innen in deinen Workshops freuen?

Oh ja, ich freue mich auch schon sehr, euch wieder in Wien zu besuchen! Mir liegen Präsenz-Seminare ja sehr am Herzen, denn ich erlebe immer wieder aufs Neue, wie der kreative Funke auf alle Beteiligten überspringt.

In meinen Schreibkursen wird vor allem auch geschrieben! Das ist mir sehr wichtig. Natürlich kann man theoretisch viel lernen, aber so richtig lernt man das Schreiben doch indem man schreibt. Also schreiben wir, wir lesen vor, besprechen, kritisieren und motivieren uns. Durch die vielen verschiedenen Ideen und Texte erweitert sich der Horizont von jedem und jeder einzelnen. 

Und beim gemeinsamen Mittagessen geht es dann meist schon richtig lebhaft zu. Hier kann man sich mit Gleichgesinnten austauschen und mir Fragen stellen. Ich persönlich mag dieses Miteinander auf Augenhöhe und lerne selbst auch viel dazu. Meine Seminare „Buch-Navigator – Der Workshop zur erfolgreichen Buchplanung” und „Erzählperspektiven“ versprechen also neben Wissensvermittlung und Schreibtraining auch jede Menge Spaß.

Du möchtest Diana live in Wien erleben und dein Schreiben weiterentwicklen? Mehr Infos zu den beiden Workshops und den Link zur Anmeldung findest du hier.

Zum Abschluss noch eine Frage, die viele angehende Autor*innen beschäftigt: Kannst du vom Schreiben leben?

Es ist ja allgemein bekannt, dass nur die wenigsten Autor*innen vom Schreiben allein leben können. Denn das, was man an einem verkauften Buch mitverdient, ist ja verschwindend gering (ca. 10% vom Nettoverkaufspreis, bei Taschenbüchern weniger). Da muss man schon in der Bestsellerriege mitspielen, um allein davon leben zu können. Deshalb haben viele Autor*innen auch einen sog. Brotberuf und schreiben „nebenbei“.
Ich habe das Glück, dass ich von meinen Büchern, Schreibkursen und Lesungen inzwischen gut leben kann, aber das ist auch eine Entwicklung über Jahre.

Vielen Dank für das Gespräch, Diana.

Hier findest du weitere Infos zu Diana:

© Jürgen Hillebrand

Workshops von Diana bei Treffpunkt Schreiben

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Podcast

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Alle Folgen unserer Interviewreihe Autor*in im Gespräch zum Nachlesen:

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