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Schreibwidersprüche: Ein Blick auf meine Schreibgewohnheiten

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Geschrieben von Veronika
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Schreiben, wenn die Sonne die Nase kitzelt.

Schreiben über das Schreiben lautet das Thema der aktuellen Blogparade von Anna Koschinski. Das passt ganz wunderbar zu Treffpunkt Schreiben. Große Freude.😊

Meine naive Idee: Es wird ein Kinderspiel, einen Beitrag über meine eigenen Schreibgewohnheiten zu verfassen. Wie ich schreibe, das weiß ich doch.

Denkste! 🤯

Bei der Reflexion meiner Schreibgewohnheiten bin ich schnell auf Widersprüche gestoßen. Einige Aspekte meines Schreibens sind nicht so eindeutig und gefestigt wie ursprünglich gedacht. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe begonnen, genau diese “Schreibwidersprüche” zu sammeln.

Du kannst dir noch nicht vorstellen, welche Widersprüchlichkeiten es in einem Schreibprozess geben kann?

Dann lies weiter und ich verrate dir meine Highlights. 😲 

INHALT

Es ist mir wichtig, Ideen rasch zu verschriftlichen.

Ich habe immer ein Notizbuch bei mir. Das ist aus meiner Sicht essenziell, denn so kann ich meine Gedanken rasch zu Papier bringen. Nach einem ehrlichen Blick auf meine Schreibgewohnheiten muss ich allerdings feststellen, dass ich eine Idee schon ziemlich lange “nur” im Kopf verfolge, bevor ich sie aufschreibe. 

Ist das fahrlässig?  Gehen mir so geniale Geistesblitze durch die Lappen?

Sonja hat mir erzählt, Sebastian Fitzek hat in seinem Meet your Master Kurs gemeint, dass man gute Ideen nicht aufschreiben muss, sie kommen nämlich wieder.

Und das kann ich bestätigen.

Schreibwiderspruch Nr. 1:
Ich glaube, dass es wichtig ist, Gedanken rasch zu verschriftlichen, trotzdem verfolge ich viele Textideen relative lange "nur" im Kopf.

Ich schreibe gerne kurze Texte.

Kürzestgeschichten (Flash Fiction) faszinieren mich. Ich lese und schreibe sie gerne. Ursprünglich war ich der Meinung, dass sich meine Liebe für wenig Worte auf alle Textsorten übertragen lässt. Aber diese Behauptung entspricht nicht der Realität. Meine Blog-Beiträge sind meist von der längeren Sorte.

Warum? Schuld ist meine meinungsstarke inneren Stimme. Beim Schreiben von Geschichten mit wenigen Worten erhebt sie keinerlei Einsprüche. 6-Wort-Geschichte? Kein Problem.

Bei Blog-Beiträgen sieht sie die Sache allerdings ganz anders. Da bremst sie mich schon bei der Ideensammlung fleißig aus. “Das ist doch viel zu wenig!”, brüllt sie mich an. “Das reicht beim besten Willen nicht für einen Blog-Beitrag.”

Wenn ich dann versuche, sie auf die Unstimmigkeiten in ihrer Argumentation hinzuweisen, lässt sie mich eiskalt abblitzen.

  • “Glaubst du wirklich, dass du aus 6 Worten einen Blog-Beitrag machen kannst?”
  • “Nein, nicht aus 6 Worten aber …”
  • “Eben.”

Und damit ist das Thema beendet.

Schreibwiderspruch Nr. 2:
Ich schreibe gerne kürzeste Geschichten, trotzdem fallen mir längere Blog-Beiträge leichter als kurze.

Ich brauche eine gute Schreibumgebung.

Ich schreibe gerne in einer schönen Umgebung. Am liebsten habe ich es, wenn die Sonne zwar meine Nase kitzeln, aber meine Augen nicht blenden kann. Mein Notizbuch liegt bereit. Es gibt ein funktionierendes WLAN und die Möglichkeit, mein Notebook anzustecken. Außerdem wartet ein großes Häferl Kaffee mit viel Milchschaum auf mich.

Schon wenn ich die Worte schreibe, muss ich zufrieden lächeln. Ja, ein inspirierender Schreibort lässt mein Herz höherschlagen.

Aber wenn ich ganz ehrlich bin, komme ich auch mit viel weniger zurecht.

Die Struktur für meinen nächsten Blog-Beitrag in der überfüllten U-Bahn auf der Smartphone-Tastatur in meine Notiz-App tippen? Kann ich auch.

Schreibwiderspruch Nr. 3:
Inspirierende Schreiborte lassen mein Herz höherschlangen, trotzdem reicht mir auch die Notiz-App in der überfüllten U-Bahn.

Ich schreibe mit dem Kugelschreiber.

Ich gehöre zu Team Kugelschreiber. Meist sind es die billigsten Werbegeschenke, die perfekt in meiner Hand liegen.

Leider kann mein großes Herz für schöne Schreibutensilien diese Präferenz nur sehr schwer verkraften. 

Und so kommt es, dass ich von Zeit zu Zeit ein paar Zeilen mit meiner edlen Füllfeder auf das Papier kratze, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich mit meinem Werbegeschenk-Kugelschreiber viel geschmeidiger unterwegs wäre.  

Schreibwiderspruch Nr. 4:
Ich schreibe am besten mit dem Kugelschreiber, trotzdem verwende ich von Zeit zu Zeit meine Füllfeder. (Weil sie einfach so furchtbar edel ausschaut. 🙈)

Ich habe ein persönliches Ritual, um mit dem Schreiben zu starten.

Um mir den Schreibstart zu erleichtern, habe ich ein Ritual, mit dem ich mich auf eine Schreibphase vorbereite. Welches das ist, kannst du in meinem Blog-Beitrag Wenn ich nur anfangen könnte! Meine Tipps für den leichten Schreibstart nachlesen.

Aber auch wenn diese “Hilfestellung” ein treuer Freund und Helfer für meinen Schreibprozess ist, brauche ich hin und wieder einen Befreiungsschlag. Nämlich dann, wenn mein Gehirn versucht, mir zu vermitteln, dass ich ohne dieses Ritual unmöglich losschreiben kann. 

In solchen Fällen zwinge ich mich zu einem “Kaltstart”. Einfach hinsetzen und schreiben. Basta.

Schreibwiderspruch Nr. 5 :
Ich habe ein persönliches Ritual, um mit dem Schreiben zu starten, trotzdem ist es mir wichtig, dass ich auch ohne diese "Hilfestellung" schreiben kann.

Das Schreiben fällt mir in der Gruppe leichter.

Gemeinsames Schreiben beflügelt mich und meinen Schreibprozess. Das ist so. Ich habe es ausführlich getestet und bin jedes Mal aufs Neue überrascht und begeistert.

Trotzdem habe ich es bis jetzt nicht geschafft, den regelmäßigen Besuch von Schreibtreffs – die ich nicht selbst moderiere –  in meine Schreibgewohnheiten aufzunehmen. Ich schreibe meist alleine.

Schreibwiderspruch Nr. 6:
Schreiben in der Gruppe beflügelt mich, trotzdem schreibe ich meist alleine.

Ich brauche die Deadline im Nacken.

Ich habe Schreibgewohnheiten, die ich selbst nicht mag. Eine davon ist, dass ich Zeitdruck brauche, um mit dem Schreiben zu starten. Ich habe zwei Wochen Zeit, um einen Text fertigzustellen und warte fix weitere 7 Tage ab, bevor ich beginne. Erst wenn ich die Deadline im Nacken spüre, komme ich in die Gänge. Und auch wenn so ein Text entsteht, ist der Weg dahin oft stressig. 

Natürlich rate ich Studierenden, die ich im Schreibcoaching betreue, von dieser Vorgehensweise ab. Schließlich weiß ich, wie anstrengend und nervenzehrend diese “Art” des Schreibens ist.

Eigentlich wünsche ich mir, meine Texte “in Ruhe” entstehen zu lassen. Dass mir viel Zeit zur Verfügung steht und ich die Möglichkeit habe, auch einmal links und rechts zu schauen (und zu schreiben.) Hin und wieder gelingt mir das auch und ich bemerke selbst, dass ich auf diesem Weg viel gelassener arbeiten kann. 

Und doch starte ich auch beim nächsten Text nicht früher. Schließlich habe ich noch EINE Woche Zeit!

Schreibwiderspruch Nr. 7:
Ich brauche die Deadline im Nacken, trotzdem wünsche ich mir für mein Schreiben alle Zeit der Welt.

Was bedeuten diese Erkenntnisse für mich?

Schreibprozesse sind individuell. Es kann dauern, bis man die passende Herangehensweise für sich gefunden hat – das ist mir klar.

Durch die Reflexion meiner Schreibgewohnheiten wird für mich nun aber deutlicher, dass selbst ein bewährter Weg nicht in Stein gemeißelt ist. Es existieren Grauzonen und Widersprüche. Damit ich erfolgreich schreiben kann, muss ich mir daher erlauben, flexibel zu bleiben, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.

Wie hilfreich es ist, sich regelmäßig mit dem eigenen Schreiben auseinanderzusetzen, ist für mich eine weitere wichtige Erkenntnis. An dieser Stelle daher ein großes Dankeschön an Anna für den Anstoß zum Schreiben über das Schreiben.

Finden sich auch in deinen Schreibgewohnheiten Widersprüche? Welche? 🧐
Schreibe es mir gerne in einem Kommentar.

Bildquelle: Canva, Treffpunkt Schreiben

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