Eine Weihnachtsgeschichte

An deiner Seite

„Ich fahr mal eben ‘ne Runde“, sagte er zu seiner Frau und ging entschlossen davon.

Lore war gerade damit beschäftigt, in der Punsch-Schlange den Überblick zu behalten, und hörte gar nicht richtig hin.

„Ja, ja“, antwortete sie nur.

Sie war schon fast an der Reihe, da fiel der Groschen. Und sofort war es da, dieses ungute Brennen in der Magengegend.

„Das kann der nicht machen. Das geht nicht“, murmelte sie vor sich hin, während sie sich den Weg durch die Menschenmenge bahnte. „Warum konnte er sich nicht einmal wie ein Erwachsener verhalten.“

„Heinz!“ Ihre Stimme klang schrill, wie die einer entnervten Mutter.

„Hier bin ich!“ Seine Stimme hingegen klang süßlich, wie die eines überglücklichen 5-Jährigen. Er saß auf dem roten Motorrad des Kinderkarussells. Seine Knie berührten fast seine Ohren und sein Hintern passte kaum auf den kleinen Sitz.

„Du bist viel zu schwer. Das ist peinlich!“

Er hob beschwichtigend die Hand.

„Das ist gar kein Problem. Ich hab’ gefragt.“

Stille. Liebevoll klopfte er auf das lackierte Holzpferd, das neben dem Motorrad stand.

„Für dich freigehalten.“

Es war das große Weiße mit dem blumenverzierten Sattel und dem rosa Zaumzeug. „Wie wunderschön“, dachte Lore. Dann schüttelte sie entschieden den Kopf.

„Komm steig auf! Ich hab’ für zwei bezahlt.“

Sie schaute suchend in die Richtung des Kassenhäuschens. Dort musste sie zu finden sein, die Stimme der Vernunft. Ihr Blick traf auf ein amüsiertes Gesicht.

„Aufgestiegen, junge Frau. Los geht die Fahrt!“, hallte es zur Bestätigung aus den Lautsprechern.