Manchmal will es mit dem Schreiben einfach nicht klappen, das Blatt Papier bleibt leer. Von Schreibfluss oder in den Flow kommen – keine Spur. Dann helfen Schreibimpulse.
Du schreibst nicht gerne alleine?
Nimm an unserem Online-Schreibabend teil!
Wir treffen uns jeden dritten Freitag im Monat online, um den aktuellen Schreibimpuls zu schreiben. Mehr Infos und den Link zur Anmeldung findest du hier.
Die Inspiration für diesen Schreibimpuls kam unerwartet. Es war das wunderbare Backbuch Kuchen von der Oma der Vollpension in Wien, das uns auf die Idee gebracht hat, frisch Gebackenes zum Ausgangspunkt von Geschichten zu machen.
Neben Rezepten für superleckere Mehlspeisen, sind darin auch “Backweisheiten & Lebensrezepte” zu finden. Wer nicht selber backen will, kann sich die fertigen Leckereien übrigens in einem der Generationencafés der Vollpension schmecken lassen. Und das hat uns daran erinnert, dass in Österreich (vermutlich im gesamten deutschsprachigen Raum 🤔) süße Köstlichkeiten aus dem Ofen im täglichen (Zusammen-)Leben eine wesentliche Rolle spielen.
Glück ist backbar!
Das lässt sich auch mit Zahlen belegen (Quelle: Backen nach Zahlen 2019)
- 88 % der Österreicher*innen backen regelmäßig
- für 71 % der Österreicher*innen gibt es kein Weihnachten ohne Kekse essen
- 68 % der Österreicher*innen ist die Geburtstagstorte wichtiger als die Geschenke
- 34 % der Österreicher*innen backen, um anderen Freude zu bereiten und 18 % entspannen dabei
Und dort, wo das Glück ist, sind ja bekanntlich auch gute Geschichten nicht weit. Deshalb backen wir’s jetzt an. Schreib mit uns deine Backgeschichte!
Schritt 1: Brainstorming – Wo findet sich das gebackene Glück?
Sammle in einem Brainstorming mindestens 5 Situationen, in denen Torten, Kuchen, Mehlspeisen, Kekse, Macarons, etc. eine (wesentliche) Rolle spielen.
Hier ein paar Beispiele:
- Das jährliche Vanillekipferl backen mit der gesamten Familie.
- Du fährst zu deiner Oma und hoffst, dass sie den Mohngugelhupf für dich und nicht die Malakofftorte für deinen Bruder gebacken hat.
- Leonie schaut Das große Backen, mit dem Tassenkuchen aus der Mikrowelle in der Hand.
- Beim konzentrierten Salzburger Nockerl backen mit Papa. Insgeheim wisst ihr beide, Mama geht fix davon aus, dass ihr das nicht hinbekommt.
Schritt 2: Der Plot (oder auch das Backrezept) für deine Geschichte
- Entwickle aus einer der Situationen aus Schritt 1 eine erste Grundidee für eine Backgeschichte.
- Schreibe den Plot/die wichtigsten Handlungsstränge in 5 Sätzen nieder:
1. Satz: Anfang der Geschichte (Setting, Hintergrund)
2. – 4. Satz: Beschreibung der Konflikte/Hindernisse auf die dein/e Protagonist*in im Laufe der Geschichte trifft.
5. Satz: Ende der Geschichte
Weil ihre Pension nicht reicht, bewirbt sich Frau Riedl als Bäckerin in einem Café.
Eigentlich kann sie aber nur Apfelstrudel backen.
Sie bittet ihre Tochter, ihr für die Bewerbung beim Backen einer Punschtorte zu helfen und bekommt den Job.
Ihre Backversuche im Café sind anfangs nicht berauschend, aber sie gewinnt schnell die Herzen der Gäste und des Teams.
Frau Riedl übernimmt das Café und wird mit ihrem Apfelstrudel stadtbekannt.
TIPP:
Konflikte sind die treibende Kraft jeder Geschichte. Erst durch Konflikte wird Spannung erzeugt. Ein Konflikt entsteht dann, wenn dein/e Protagonist*in Schwierigkeiten hat, sein/ihr Ziel zu erreichen. Konflikte können von Außen kommen (z. B. durch eine andere Person oder ein unvorhergesehenes Ereignis). Der/Die Protagonist*in kann aber auch mit inneren Konflikten zu kämpfen haben (z. B. Vernunft gegen Emotion).
Schritt 3: Schreib eine Szene aus deiner Geschichte
Mach ein Freewriting (10 bis 15 Minuten), in dem du eine Szene aus deiner oben skizzierten Backgeschichte niederschreibst.
Entscheide spontan, welche Szene du wählst. Vielleicht hast du ein erstes Bild oder die ersten Dialogzeilen im Kopf. Dann warte nicht länger. Schreib los!
Beispiel
Die folgende Szene wurde bei unserem Online-Schreibabend am 18. Dezember 2020 zu Papier gebracht. Wir sind begeistert (und werden Lebkuchen-Figuren zukünftig immer im Auge behalten oder gleich aufessen )!
Hätten wir den Lebkuchenmann nicht schon längst vergessen, wie er so auf dem Tisch liegt, dann hätten wir bei genauer Betrachtung sehen können, dass sein Teig die Tropfen Bier gierig aufsaugt. Kurz nach dem Erstkontakt der Flüssigkeit mit der Außenhaut, ist diese schon im Kern des süßen Kollegen angekommen und beginnt dort ihr Werk: Der durchweichte Lebkuchenteig beginnt sich durch den Aufschlag des Bieres und dessen Alkoholgehaltes langsam gegen den Uhrzeigersinn zu drehen und erfasst bald weite Bereiche des Torsos. Schließlich erreicht die Flüssigkeit in wenigen Minuten Arme und Beine, die sich dadurch langsam erwärmen. Als sich die Fingerchen beginnen zaghaft zu rühren, ergreift diese unerwartete Bewegung am Tisch – so klein sie auch sein mag – sofort unsere Aufmerksamkeit. Erschrocken springen wir von den Sesseln und greifen uns ungläubig an den Kopf, starren wieder und wieder und mit weit aufgerissenen Augen und sprachlos geöffnetem Mund auf das sich langsam aufrichtende Lebkuchenmännchen und dann wieder einander fassungslos ins Gesicht und wieder auf das Männchen. Als der kleine Gefährte schon am Tisch zum Stehen kommt, macht er erste unsichere Schritte, findet aber schnell – eigentlich bedenklicherweise viel zu schnell – seine Balance und kommt langsam auf uns zu. Wir weichen noch weiter zurück und kleben bereits mit beinahe unserer kompletten Rückfläche des Körpers an der Küchenwand und wäre das Zimmer größer, wir würden uns noch viel weiter von der Gefahrenzone entfernen. Schließlich hebt das Männchen aber einen Arm und wir erkennen, dass es eine Art Gruß ist. Seine Bewegungen werden kontrollierter, weicher, sanfter. Langsam entkrampfen wir unsere Haltung und trauen uns, jeweils bestärkt von der Gesellschaft des Freundes, näher an das kuriose Männchen heran.
Maximilian Jäger
Die Szene aus deiner Backgeschichte ist fertig? Dann teile sie mit uns in den Kommentaren. Wir freuen uns, von dir zu lesen .
Bildquelle: Canva, Treffpunkt Schreiben (Ausschnitt Titelseite Buch), Mark Glasser
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leckere Idee, dankeschön…auch wenn ich eher backen lasse, habe erst jetzt gesehen, dass ihr in Wien seid, eure Cafes leider etwas weit…
lg wolfgang
Lieber Wolfgang,
danke für dein positives Feedback – backen lassen ist auch eine Idee 😉
Viel Spaß beim Geschichten schreiben!
Lg Sonja & Veronika