Autor*in im Gespräch

Autorin im Gespräch 13: Andrea Malfèr | Hanni Hase

Treffpunkt Schreiben, Interview, Andrea Malfer, Hanni Hase
Geschrieben von Veronika
Treffpunkt Schreiben, Autorin im Gespräch, Andrea Malfèr, Hanni Hase
Hanni Hase von Andrea Malfèr ist eines der absoluten Lieblingsbücher meines 4-jährigen Sohnes. Die kurzen Geschichten aus dem Leben des Hasenmädchens Hanni und seiner Familie begeistern ihn sehr. Die Texte sind als “Ausruhgeschichten” konzipiert und daher die perfekte Einschlaflektüre.
 
Auch ich bin Hanni Hase Fan. Nicht nur weil sie meinem Sohn hilft, am Abend entspannt einzuschlafen. Ich lese die Geschichten auch gerne vor, denn das einfühlsame Hasenmädchen ist mir persönlich einfach sehr sympathisch.
Das mit Fotos illustrierte Kinderbuch ist (noch) ein absoluter Geheimtipp. Andrea hat es während des ersten Corona-Lockdowns verfasst und im Eigenverlag veröffentlicht.
Wie es dazu kam, was für ein gutes Kinderbuch wichtig ist und welche Zutaten es für eine gelungene Ausruhgeschichte braucht, hat sie in unserem 13. Autor*innengespräch verraten.

Inhalt

Stell dich bitte kurz vor:

Treffpunkt Schreiben, Andrea Malfèr, Autorin von Hanni Hase, Kinderbuch

Ich heiße Andrea Malfèr, bin 41 und lebe und arbeite mit meinen drei Kindern in NÖ. Recht typisch für eine „Rhythmikerin“ (Rhythmik = Musik- und Bewegungspädagogik an der Musikuni Wien) habe ich mehrere unterschiedliche Jobs. Früher waren das unter anderem Musikkurse für Kinder und lange Zeit auch Schattentheater für den Kindergarten und die Volkschule, ein wunderschönes Projekt, das leider zu Ende gegangen ist, und auch schon seit über 10 Jahren Kinder-Geräteturnen. Derzeit geht ganz viel Energie in den Waldkindergarten in Gablitz, die „Draussenkinder Wienerwald“, wo ich seit September arbeite.

Wie ist dein Bezug zum Schreiben? Wie lange schreibst du schon? 

Ich habe als Kind in der Schule gern Aufsätze geschrieben, an Phantasie hat es mir nie gemangelt, und immer wieder habe ich auch kleine Texte geschrieben. Dass daraus ein Buch geworden ist, liegt allerdings an der Sperre sämtlicher Veranstaltungen und Kurse während der ersten Pandemie-Welle 2020.

Wann hattest du die Idee ein Kinderbuch zu schreiben? Wie kam es dazu?

Beim Kinderturnen erzähle ich am Ende jeder Einheit eine 5-Minuten Geschichte zum Runterkommen und auch um eine Verarbeitungsphase einzuschalten. Das Gehirn soll Gelegenheit bekommen, die wichtigen Bewegungsreize ein wenig setzen zu lassen. Eigentlich sollten das ja „Entspannungsgeschichten“ sein, ähnlich einer kleinen Meditation oder dem Autogenen Training. Trotzdem wurden es über die Jahre immer mehr kurze „Betthupferln“, kleine Geschichtchen also.

Im Papierladen kam mir einmal eine entzückende kleine Hasenpuppe in die Hand, und seither sind diese Geschichten am Ende des Turnens „Hanni Hase Geschichten“, also Geschichten aus Hannis Leben. Hanni ist dabei ein Kind von etwa 5 Jahren, das ganz normale Szenen mit den Eltern und dem kleinen Bruder erlebt, immer mit einem witzigen Moment, einer kleinen Pointe.

Als der erste Lockdown das Land überrollte konnte ich von einem Tag auf den nächsten nichts mehr arbeiten. Alle Kurse, die wöchentlichen Schattentheaterauftritte in den Kindergärten, alles vorbei, und das für den Rest des Jahres. Alle drei Kinder waren zu Hause, hatten Homeschooling und ich war durchaus beschäftigt, aber da blieb doch auch noch Zeit und vor allem der Drang noch irgendwas anderes zu tun außer Kochen und Aufräumen.

Außerdem hätte ich die nicht stattfindenden Kursstunden den Eltern rücküberweisen müssen und das wäre viel Geld gewesen. Geräteturnen online? Natürlich keine Option! So bin ich auf die Idee gekommen, ein paar Hanni Hase Geschichten auf Video aufzunehmen, und daran hat sich die Lust gehängt, ein Büchlein zu machen.

Was ist aus deiner Sicht beim Schreiben von Texten für Kinder besonders wichtig?

Kurze Sätze, klare, schöne Sprache. Themen, die die Kinder aus ihrem eigenen Leben erkennen, und immer muss etwas dabei sein, das das Herz berührt. Eine Vorstellung, etwas Sinnliches, etwas Lustiges, etwas, das mit Liebe und Mitgefühl zu tun hat.

Ich meine das gilt nicht nur für das Schreiben für Kinder sondern generell. Nur wenn man das Herz eines Menschen berührt kann man ihn erreichen. Und dazu muss man aus dem eigenen Herzen heraus schreiben, wahr schreiben.

Die Geschichten von Hanni Hase sind „Ausruhgeschichten“. Wie lässt sich das zur Ruhe kommen von Kindern mit Geschichten begleiten? Kannst du ambitionierten Erzähler*innen dazu Tipps geben?

Ursprünglich habe ich mich bemüht, Worte aus dem autogenen Training zu verwenden – warm, schwer, ruhig,…

Inzwischen halte ich mich daran nicht mehr so genau. Mein Augenmerk liegt auf:

  • Von einem sinnlichen Erlebnis erzählen (wie fühlt es sich an, wie klingt es, wie riecht es)
  • Von einer ruhigen Situation erzählen (in der Badewanne, eine Phantasiereise, eine Ausruh-Situation nach Spiel und Spaß)
  • Dem Kind eine Winzigkeit zum Sinnieren geben (Wie wird es sein, wenn ich groß bin? Wie lässt sich ein Streit mit der Freundin lösen? Mit dem Papa ist es oft so gemütlich.)

Du hast „Hanni Hase“ mit liebevoll inszenierten Fotos illustriert. Wieso hast du dich entschieden dein Buch auf diese Weise zu bebildern?

Da Hanni Hase eine den Kindern vertraute kleine Figur ist, also ein Hasenpüppchen, das sie jede Woche beim Turnen gesehen haben, war es für mich logisch, Hanni zu fotografieren.

Die große Lust daran ist aber erst beim Tun gekommen. Ich habe davor noch nie ein Foto-Projekt gemacht und war überrascht, wie großen Spaß es mir gemacht hat, die Szenchen zu arrangieren.

Dabei hab ich völlig simpel mit Fäden und Tixo und Kartonstückchen gearbeitet und dabei eine ganz neue Leidenschaft entdeckt.

Ich habe alles mit meinem Mobiltelefon aufgenommen und die Bilder sind auch nicht die allerbeste Qualtität. Aber ich mag das leicht körnige der Bilder im Buch. Es hat etwas von der Wärme und Griffigkeit im Klang einer alten Schallplatte.

Wie lange hat das Buchprojekt insgesamt gedauert?

Ein paar Monate.

Ich wusste es sollen lauter einseitige Geschichten werden, von daher war das einfach. Ich habe meine Lieblingsgeschichten aus vielen Jahren ausgewählt und nur ein paar wenige neu dazuerfunden.

Hast du eine Unterstützung bei deinem Buchprojekt in Anspruch genommen?

Mein Vater ist Historiker und Schriftsteller, er war mein Lektor.

Du hast dein Buch im Eigenverlag ohne ISBN veröffentlicht und bei epubli drucken lassen: Weshalb hast du diese Form der Veröffentlichung gewählt?

Ich hatte keine echte Veröffentlichung im Sinn, obwohl ich das im Nachhinein schon probiert habe. Ich wollte das Buch einfach drucken lassen, um es den Kursteilnehmer*innen als Entschädigung für die durch den Lockdown verlorenen Kursstunden geben zu können.

Vor allem die Kinder sollten auch was davon haben, denn von zurückbezahltem Geld hätten die kleinen Turner*innen nichts gehabt. Ich kannte diese Möglichkeit des Drucks durch meinen Vater und habe gehofft, durch den privaten Verkauf von Büchern die Ausgabe wieder einspielen zu können. Durch das gewählte, quadratische Format wurde der Druck aber doppelt so teuer, als ich gerechnet hatte. Da war aber schon alles gesetzt, die Fotos auf dieses Format abgestimmt, und ich wollte nicht alles nochmal machen, so bin ich dabei geblieben und musste den Preis pro Buch auf 19,- Euro erhöhen.

Ich hoffe immer noch, dass ich die Bücher im Lauf der nächsten Jahre alle verkaufen kann. Die meisten habe ich schon verkauft. Eine Veröffentlichung bei einem Verlag wäre toll! Bis jetzt hat sich aber noch keiner der Verlage, die ich angeschrieben habe, dafür interessiert.

Wo/Wie vertreibst du „Hanni Hase“?

Nur privat. Da ich viel mit Kindern arbeite habe ich immer wieder Gelegenheit, Bücher so zu verkaufen, auch im Familien- und Freundeskreis. Viele Eltern erzählen mir, dass die Kinder das Buch sehr lieben und nicht ohne Hanni Hase Geschichte einschlafen wollen. So gehen doch immer wieder Bücher über Mundpropaganda „über den Ladentisch“. Aber alles in allem war es ein Herzensprojekt und ist Marketing bestimmt keine meiner starken Seiten.

Im Rückblick: Gibt es etwas, das du mit deinem Wissen heute, in Bezug auf das Buchprojekt anders machen würdest?

Darüber denke ich nie nach. Nein, eigentlich nicht. Die Bilder gefallen mir selbst so gut und ich freue mich so, und staune immer wieder, wie positiv die Rückmeldung sind. Das ist mein wahrer Lohn.

Gibt es ein Schreibseminar, das du empfehlen kannst?

Nein, so etwas habe ich nur ein einziges Mal zufällig beim Tau-Magazin, online, mitgemacht.

Gibt es eine Frage, die ich nicht gestellt habe, die du allerdings gerne  beantwortet hättest 😉?

Egal ob beim Schreiben oder beim Arbeiten mit Menschen generell, immer wieder mache ich die gleiche Erfahrung. Man muss mit der eigenen Begeisterung gehen, wenn man Menschen begeistern will. Die Augen der Kinder leuchten, wenn meine leuchten.

Und noch etwas ist mir ganz wichtig! Jede Geschichte muss mit meinen ethischen Werten übereinstimmen. Jede Hanni Hase Geschichte soll vermitteln, wie gut es tut wenn man einander richtig zuhört. Dass Eltern ihren Kindern gegenüber ihre eigenen Grenzen wahren dürfen und sollen, weil das Halt gibt. Dass Humor wichtig ist und Streit lösen kann. Dass das Sinnliche, das Spüren eine so große Rolle spielt, und so weiter.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Du hast Lust, die Geschichten von Hanni Hase kennenzulernen oder zu verschenken?

Die Bücher sind über Andrea privat erhältlich.

Bestellungen gerne per E-Mail unter a.malfer@aon.at.

Ein Buch kostet 19,- Euro, dazu kommt der Versand von Euro 2,50 (innerhalb von Österreich).

Treffpunkt Schreiben, Hanni Hase, Kinderbuchempfehlung

Du hast die ersten Folgen unserer Interviewreihe Autor*innen im Gespräch versäumt? Hier kannst du sie nachlesen:

Interview 1: Alexander Greiner: “Als ich dem Tod in die Eier trat”

Interview 2: Klaus Rafenstein: “Der Weg zur exzellenten Führungskraft – Leuchtturm sein!”

Interview 3: Lena Raubaum: “Die Knotenlöserin”, “Qualle im Krankenhaus”, Qualle im Tierheim”

Interview 4: Barbara Wimmer: „Tödlicher Crash“

Interview 5: Bardia Monshi, Mathias Berthold: “Positiv Denken allein hilft auch nicht.”

Interview 6: Nachgefragt: Alexander Greiner (Ein Jahr nach der Buchveröffentlichung

Interview 7: Martina Onyegbula: “Herzasche und Frauenflügel”

Interview 8: Uwe Mauch & Karin Niederhofer:„Wie wir Oldies wischen 😉 Eine Generation lernt Handy“

Interview 9: Katharina Werth: “Nimm mich! Beruflich durchstarten mit einer herausragenden Bewerbung”

Interview 10: Yvonne Lacina-Blaha: “Ich liebe dich.Punkt.Trotz Ausrutscher”

Interview 11: Raphaela Aigner: “Ausnahmsweise Kochbuch”

Interview 12: Veronika Jungwirth und Ralph Miarka: “Agile Teams lösungsfokussiert führen”.

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Bildquelle: Canva, Treffpunkt Schreiben, Andrea Malfèr

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