Im Herbst geht’s wieder los: Die Schule startet.

Für viele Kinder zum ersten Mal und das ist eine große Sache. Während Eltern sich um Schultaschen, Turnsackerl und die Schultüte kümmern, stellt sich für alle anderen die Frage:
Was schenkt man eigentlich zum Schulstart?
Mein Sohn hat letztes Jahr mit der Volksschule (in Deutschland: Grundschule) begonnen. Natürlich gab es eine Schultüte, einen Ausflug mit Oma und Opa, Bücher und Spielzeug von der Patentante, ein Abschiedsgeschenk aus dem Kindergarten und … einen Brief.
Ein Brief für ein Kind, das noch gar nicht lesen kann? Klingt erst einmal schräg, oder?
Hab ich auch gedacht.
Aber – Überraschung! – dieser Brief war eines der coolsten und nachhaltigsten Geschenke überhaupt. Und er hat meinem Sohn (und mir) richtig Freude gemacht.
Warum das so war und wie du selbst so einen Brief für ein Schulkind in deinem Umfeld schreiben kannst, erzähle ich dir in diesem Beitrag.
INHALT
Der besondere Brief zur Einschulung
Der Brief, den mein Sohn im Sommer vor seiner Einschulung bekommen hat, kam von seiner Volksschullehrerin. Außen bunt mit Stickern verziert, ist er in unserem Postkasten gleich aufgefallen. Er war direkt an ihn adressiert und eine Seite lang.
Die Lehrerin hat ihn in ihrer Klasse begrüßt, beschrieben, worauf er sich freuen kann, und ein paar organisatorische Details eingebaut, damit er weiß, was am ersten Schultag passieren wird.
Gelesen habe natürlich ich. So ist das mit Briefen an Sechsjährige: Sie erfreuen auch zumindest einen lesenden Erwachsenen. 😉
„Da steht MEIN Name drauf!“
Es war der erste Brief, den mein Sohn bekommen hat – mit seinem eigenen Namen darauf. Und genau das war das Coolste für ihn.
„Der ist für MICH!“, hat er gesagt und das Kuvert von allen Seiten betrachtet. „Da steht MEIN Name drauf.“ Dann hat er mich gebeten: „Mach ihn bitte auf.“
„Mach ihn selber auf, ist ja dein Brief“, hab ich geantwortet.
Also ist er damit in sein Zimmer verschwunden. Zwei Minuten später ist er zurückgekommen, die Seite in der Hand: „Du musst ihn vorlesen. Da steht wieder was mit meinem Namen.“
Und ich habe vorgelesen.
Warum ein Brief zur Einschulung etwas Besonderes ist
Der Brief war ein richtig schöner Brief. Vor allem, weil er meinen Sohn ernst genommen hat. Da stand zum Beispiel der Satz:
Wahrscheinlich fragen dich jetzt ganz viele, ob du dich auf die Schule freust.
„Das stimmt!“, hat mein Sohn lachend gesagt. Denn tatsächlich wurde ihm diese Frage ständig gestellt: beim Bäcker, beim Friseur, im Kindergarten, von Opa, Oma und sogar von Nachbarn, die vorher kaum ein Wort mit ihm gewechselt haben.
Zwar hat er souverän geantwortet: „Ja, schon – aber am meisten auf die Ferien.“ Doch das permanente Interesse hat ihm trotzdem vermittelt: Dieser Schulbeginn muss wohl in einem Menschenleben etwas wirklich Wichtiges sein. Begreifen konnte er es aber noch nicht. Das Konzept Schule war trotz Schnuppertag einfach zu abstrakt.
Plötzlich reden wir über die Schule
Der Brief lieferte wichtige Informationen zur richtigen Zeit.
Ich hatte das Gefühl, er hat plötzlich gemerkt: Erwachsene (mit ihrem für ihn unvorstellbar hohen Alter) wissen da wohl wirklich Bescheid. Und könnten vielleicht sogar nützliche Geschichten erzählen.
Plötzlich waren da Fragen, die vorher nie gestellt wurden.
- „Hast du dich auf die Schule gefreut?“
- „Wie war das an deinem ersten Schultag?“
- „Im Brief steht, dass man in der Schule vielleicht auch mal streitet – hast du dich in der Schule gestritten?“
Wir sind ins Gespräch gekommen. Ich konnte von meinen eigenen Erinnerungen erzählen, er bekam ein Bild davon, was ihn erwartet.
Ein persönliches Geschenk, das bleibt: Der Brief zur Einschulung
Egal, ob von Oma, Opa, Patentante, Patenonkel oder von der Manchmal-aufpass-Nachbarin, ein Geschenk zum Schulstart darf auch einmal anders aussehen.
Und nach diesem Erlebnis ist für mich klar: Ein Brief kann ein großartiges Geschenk zum Schulstart sein.

Wenn es also in deinem Umfeld ein Kind gibt, das heuer mit der Schule startet, dann probiere es einfach aus: Schreib einen Brief!
Keine Sorge, das klingt komplizierter, als es ist. Ich hab für dich eine kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung zusammengestellt, mit der du einen Brief schreibst, der garantiert Freude bereitet beim Öffnen und beim Vorlesen.
🪄 Anleitung: So schreibst du einen Brief zur Einschulung
Schritt 1: Erinnere dich an deine eigene Schulzeit
Vielleicht ist dein erster Schultag schon ein Zeiterl her, aber da schlummert sicher noch die ein oder andere Erinnerung in dir. Frag dich zum Beispiel:
- Hattest du eine Schultüte (und wenn ja, wie sah sie aus)?
- Worauf hast du dich besonders gefreut?
- Warst du nervös?
- Was war leicht für dich, was schwierig?
- Gab’s eine Lehrerin oder einen Mitschüler, der dir in Erinnerung geblieben ist?
- Kannst du dich an eine schwierige Situation erinnern? Wie hast du sie gemeistert?
- Was hat dir in der Schule besonders Spaß gemacht hat
Nimm dir 10–15 Minuten für ein Freewriting zu diesen Punkten: Fang an mit „Als ich in die erste Klasse kam …“ und schreib einfach drauflos. Ohne Zensur, ohne Druck.
Schritt 2: Finde die Geschichte in deinen Erinnerungen
Jetzt hast du durch dein Freewriting sicher einige Erinnerungen gesammelt. Aber: Nicht jede Erinnerung ist automatisch eine spannende Geschichte. Für deinen Brief suchst du allerdings genau das, deine kleine persönliche Schulgeschichte, weil Kinder Geschichten lieben.
Und die erkennst du daran, dass sie diese drei Zutaten hat:
- Gefühl – Warst du nervös, stolz, traurig oder super aufgeregt? Gefühle machen deine Erinnerung lebendig.
- Veränderung – in jeder Geschichte passiert etwas Unerwartetes. Zum Beispiel: „Ich war sicher, dass ich neben Anna sitzen würde – und dann hat mich die Lehrerin neben Thomas gesetzt.“
- Resonanz – ein Punkt, an dem das Kind andocken kann. Und das Gute ist: Dieser Punkt ist bei deiner Erinnerung fast automatisch erfüllt. Denn wenn du einem frisch gebackenen Schulkind etwas über die Schule erzählst, hast du schon gewonnen.
Lies also dein Freewriting durch und markiere die Stellen, die diese drei Zutaten enthalten. Daraus wählst du eine Erinnerung, die du in Schritt 3 zu einer kleinen Geschichte ausformst.
Schritt 3: Schreib deine Geschichte auf
Jetzt schreibst du deine Gesichte.
Nimm dir die ausgewählte Erinnerung und schreib sie so auf, als würdest du sie dem Kind direkt erzählen.
Mit diesen Tipps geht es leichter:
- Setz dir ein Zeitlimit – z. B. 10 Minuten. Das verhindert, dass du zu viel nachdenkst.
- Kurze Sätze – Kinder lieben einfache Sprache.
- Alltagssprache – Worte, die das Kind kennt, keine Fremdwörter.
- Gefühle zeigen – Ich war nervös, mein Bauch hat gekribbelt und ich habe ständig an meinen Nägeln gekaut, ist spannender als ich war aufgeregt.
Mach dir keinen Druck: Es muss kein literarisches Meisterwerk werden. Zwei Absätze reichen völlig. Und eigentlich ist es sowieso schon perfekt, weil es deine Erinnerung ist. Genau das macht den Brief zum Geschenk.
Danach kannst du den Text 1–2 Mal überarbeiten. Lies ihn dir laut vor. Das hilft, um unnötige Schachtelsätze zu kürzen und die Geschichte lebendig klingen zu lassen.
Schritt 4: Verpacke deine Geschichte in einen Brief
Deine Erinnerung ist fertig. Jetzt bekommt sie noch einen Rahmen. Ein Brief ist ja nicht nur Text, er sagt: „Das ist für DICH.“ Genau das macht ihn zum Geschenk, das bleibt.
Anrede
Schreib den Namen des Kindes groß in Blockbuchstaben. Viele Vorschulkinder können ihren eigenen Namen schon lesen – ein kleiner Aha-Moment beim Öffnen!
Warum schreibst du?
Mach gleich am Anfang klar, warum du diesen Brief verschickst.
Zum Beispiel:
- Weil du jetzt bald ein Schulkind bist und das richtig aufregend ist.
- Weil ich so stolz auf dich bin und kaum glauben kann, wie schnell die Zeit vergeht.
- Weil ich dir zum Schulanfang etwas Persönliches schenken wollte – nur für dich.
- Weil ich dir unbedingt von meinem eigenen ersten Schultag erzählen muss.
Deine Geschichte
Hier kommt die Erinnerung, die du in Schritt 3 aufgeschrieben hast.
Ausblick
Mach Lust aufs Weitererzählen und gemeinsames Erleben.
Zum Beispiel:
- Ich bin gespannt, wie dein erster Schultag war. Erzählst du mir bald davon?
- Bei unserem nächsten Eis-Date will ich alles über deine Schule hören.
- Ruf mich gleich nach deinem ersten Schultag an, ich bin schon neugierig.
- Ich freu mich schon, deine Schultasche in echt zu sehen.
Wunsch
Runde deinen Brief mit guten Wünschen ab, gerne auch mit Bezug auf deine eigene Geschichte.
Zum Beispiel:
- Ich wünsche dir einen tollen Start und viele neue Freunde.
- Ich wünsche dir, dass du in der Schule genauso viel Spaß hast, wie ich damals beim Turnen.
- Ich wünsche dir, dass du eine Sitznachbarin bekommst, die so nett ist wie meine Freundin Kerstin.
- Ich wünsche dir Mut, Freude und ganz viel Neugierde . Das sind die besten Begleiter für die Schule.
Extra-Tipp:
Verziere den Brief mit coolen Stickern* oder zeichne etwas dazu. So wird er gleich beim Aufmachen zu einem Erlebnis und hebt sich von jeder gekauften Glückwunschkarte ab.
Also: Trau dich und probier’s aus! Dein Brief wird vielleicht das persönlichste Geschenk zum Schulstart und eine Erinnerung, die das Kind noch Jahre später aufbewahrt.

Bildquelle: Canva, Treffpunkt Schreiben
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