Den letzten Sätzen wird viel weniger Aufmerksamkeit zuteil als Romananfängen. Dabei hat auch der letzte Satz eine Sonderstellung. Schriftsteller und Autorinnen feilen oft lange daran.
Marc Bädorf, Konstantin Schönfelder; Ö1 Abendjournal Dimensionen (1.3.2021)
Die Ö1 Radiojournal Sendung Dimensionen zum Thema “Letzte Sätze der Literatur” hat mich zu diesem Beitrag inspiriert: Ich dachte spontan, weshalb nicht mal den Fokus auf die letzten Sätze legen und mit dem Ende anfangen?
Frei nach dem Motto des spanischen Philosophen, Miguel de Unamuno:
In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.
Also durchsuchte ich meine Bibliothek, schlug Buch um Buch auf, las den letzten Satz, bis ich mich für 62 letzte Sätze entschieden hatte, die dir nun als Schreibanfang dienen. Das Blatt Papier, der Bildschirm bleibt also nicht mehr leer .
Wie kannst du die letzten Sätze zum Losschreiben nutzen?
Hier findest du meine Vorschläge:
- Schreibe einen Satz aus der u.a. Liste der letzten Sätze auf, nutze ihn als Einstiegssatz für deinen Text und schreib los!
- Wenn du magst, füge ein Bindewort an, dann gestaltet sich der Beginn erfahrungsgemäß noch einfacher. Hier ein Beispiel mit Satz Nr. 46: “Vor mir liegt die Welt” … aber etwas hält mich zurück. Verwende dazu gerne die Liste der Konjunktionen.
- Wähle jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, wann immer du magst einen Satz aus und mache ein Freewriting.
- Nutze den gewählten Satz als Einstieg für deine Morgenseiten.
- Schreibe 7 Tage lang immer zu dem selben Satz. Fällt dir etwas Neues ein oder ähnelt sich der geschriebene Text?
- Entscheide dich für ein Genre und schreibe zu jedem Satz enen Text in diesem Genre. Dann wechsle das Genre und du hast weitere 62 Optionen usw. In meinem Blogbeitrag Welchem Verlag biete ich ein/e Buch(-idee) an? findest du eine Genre-Übersicht.
- Variere die Textsorte, worauf hast du Lust? Lyrik oder auf Prosa?
- Schreibe zu jedem Satz ein Drabble. Drabbles sind pointierte Geschichten mit exakt 100 Wörtern. Das kannst du zeitlich gut in deinen Alltag integrieren.
- Schreibe einen Text zu einem Satz stellvertretend für eine/mehrere andere Personen. Berücksichtige dabei deren unterschiedliche Blickwinkel, Erfahrungen und Lebensgeschichten. Beispiel: Schreibe zum Satz Nr. 33 “Heldinnen weinen nicht” aus der Sicht von Alice Schwarzer, Paris Hilton, Kaiserin Maria Theresia, Papst Benedikt, Michael Niavarani …
- Sprichst du mehrere Sprachen? Dann lade ich dich ein zu demselben Satz zuerst einen Text in deiner Muttersprache und dann in einer anderen Sprache zu verfassen.
Die Satzauswahl
Auswählen? Oje. Damit kannst du super viel Zeit verplempern. Solche Entscheidungen treffen ist nicht so deins? Dann habe ich folgende Tipps für dich:
- Nutze die Sätze der Reihe nach, also von 1 durchgehend bis 62. Schreibe zu jedem einen Text, auch zu jenen, die dich im ersten Moment nicht ansprechen. Lass dich überraschen, was du aufs Papier bringst.
- Starte mit den Sätzen mit ungeraden Ziffern und setze dann mit jenen mit gerader Nummerierung fort.
- Lass jemanden anderen die Wahl für dich treffen und akzeptiere diese. Nicht ärgern, schreiben !
- Fahre die Liste mit einem Finger entlang (mit geschlossenen Augen), stoppe intuitiv und schon hast du deinen ersten Satz.
Und jetzt? Jetzt schreib los! Viel Spaß.
Meine 6 Lieblingssätze:
- „Ich werde Seeräuber, wenn ich groß bin!“, schrie Pippi. „und ihr?“
- „Das Leben hier war weit davon entfernt, hektisch zu sein. Aber es stand auch nicht still.“
- „Mal schauen, wohin uns die Reise führt. Irgendwohin südlich, Italien vielleicht.“
- „Vera lächelte verschwörerisch.“
- „Sie werden alles in ihrer Macht Stehende unterlassen.“
- „Und sie küsste ihn noch einmal.“
56 weitere “neue”Anfänge
- „Und ich wusste, wohin ich gehen musste, um die schöne Muschel zu finden.“
- „Ich kann warten, ja.“
- „Der Ärmsten war nicht mehr zu helfen.“
- „Sie ist die Jüngste in der Riege der Königinnen in der Zukunft.“
- „Was könnten wir uns Besseres wünschen?“
- „Ich weiß, sagte sie. Ich weiß.“
- „Fern unter den Olivenbäumen erklang das Lachen von Theo.“
- „Also begann sie, es waren einmal drei Kinder, und ihre Namen waren Wallace, Francis und Delfine …“
- „Jetzt mache ich mich auf die Suche nach der Liebe.“
- „Nur noch ein Jahr.“
- „Im Einklang mit mir selbst schloss ich den Kofferraumdeckel. Wertungsfrei und liebevoll. Achtsam eben.
- „Es ist so schön.“
- „Einige, die sich im letzten halben Jahr immer abgewendet haben, grüßen wieder zurück.“
- „Klingt gar nicht so schlecht, finde ich.“
- „Wie dem auch sei, es ist Zeit, Vergangenes ruhen zu lassen und nach vorn zu schauen.“
- „Noch nicht einmal ihre Augen blinzelten, als sich sehr viel später eine erste, hilflose Träne löste.“
- „Ich weiß, dass der ‚Fettfleck‘ Ihr Leben verändern und Ihre Lebensqualität wiederbeleben kann. Fettes Gelingen!“
- „Niemand wird sich jemals mit ihm messen können.“
- „Es heißt: Wer lange genug wartet, kann König werden.“
- „Time is honey.“
- „Mit ein wenig Hilfe, schaffte sie es jetzt auch alleine aufzustehen.“
- „Alle unsere Mühen und Triumphe, wie wir sie auch erleben, zerlaufen zu einem Wasserfleck. Genau wie wässrige Tusche auf Papier.“
- „Ich fand das ziemlich lustig, und ich dachte daran, es meinen Eltern zu erzählen. Also erzählte ich es.“
- „Solange ich lebendig bin, kann er mir nichts anhaben.“
- „Im Knast werden Sie keinen Tag überleben. Lassen Sie das meine Sorge sein.“
- „Später werde ich über das alles Genaueres schreiben.“
- „Heldinnen weinen nicht.“
- „Das wahre Leben beginnt nach dem Aufräumen.“
- „Ja, genau darüber wollte ich grad mit dir reden.“
- „Und so heirateten Hector und Clara und lebten glücklich und zufrieden und bekamen einen kleinen Jungen, der Psychiater wurde, ganz wie sein Papa.“
- „Mma Ramotswe lächelte, aber nur leise in sich hinein, damit niemand es sah.“
- “Du fehlst mir so, in all dem, was ich bislang getan habe.“
- „Bitte sehr, der Dichter ist am Zug.“
- „Ich bin eine glückliche Frau und ich weiß es.“
- „Denn erst wenn man bereit ist, die Vorstellung von dem Leben, das man sich immer erträumt hat, aufzugeben, kann man das Leben genießen, das man schon immer leben wollte.”
- „Du machst das super. Echt jetzt.“
- „Darf ich dich Eddie nennen?“
- „Während sie auf die Häuser zuschritten, fing es zu schneien an, leicht und in feinen Flocken, wie Mehl, das aus einem großen Sieb auf sie niederfiel.“
- „Hallo Katrin!!!!“
- „Vor mir liegt die Welt.“
- „Ein kreativer Akt kann die Welt verändern. Unsere eigene, die unserer Liebsten – und die Welt da draußen.“
- „Puh! Der Trip beginnt.“
- „Die Narbe hatte Harry seit neunzehn Jahren nicht geschmerzt. Alles war gut.“
- „I am the hero of this story. I don’t need to be saved!”
- „Kurz ist der Schmerz, und ewig die Freude!“
- „Komm spielen, sagt sie.“
- „Und so wanderten die beiden los, der untergehenden Sonne entgegen …“
- „Spätestens am Morgen würde es aufhören zu regnen, der Tag würde bestimmt kühl und hell. Und es war gut, denn es war Zeit zu gehen.“
- „Die Wunder, die für Sophie bestimmt gewesen waren, waren zu ihr gekommen.“
- „Sein Atem kommt und geht, wie der Wind. Kommt und geht.“
- „Ich sag Ihnen was, Nima, langsam bin ich ready for everything.“
- „Mehr kann darüber nicht gesagt werden.“
- „Wir wissen, was kommt.“
- „Der Pilger hatte recht, ich durfte unbesorgt sein.“
- „Diesmal würde es für immer sein.“
- „Und wer einmal den Menschen in sich begriffen, der begreift alle Menschen.“
Das Geheimnis wird gelüftet
Tipp: Meine Leseempfehlungen habe ich dir mit einem Link hinterlegt.
- Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgren
- Das Dorf in den roten Wäldern*, Louise Penny
- Dampfnudelblues, Rita Falk
- Die Frau im hellblauen Kleid*, Beate Maxian
- Das anständige Unternehmen, Reinhard K. Sprenger
- Die Rache trägt Prada, Lauren Weisberger
- Ein Strand für meine Träume, Sergio Bambaren
- Der Schwimmer, Zsuzsa Bank
- Das Windsor Komplott, SJ Bennett
- Frauen für die Krone, Lisbeth Bischoff
- Mach was du willst, Bill Burnett/Dave Evans
- Flieh in die dunkle Nacht, Mary Higgins Clark
- Theos Reise, Cathrine Clément
- Wo das Glück zu Hause ist, Jenny Colgan
- Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert, Joel Dicker
- Der Richter und sein Henker, Friedrich Dürrenmatt
- Achtsam morden*, Karsten Dusse
- Das Foucaultsche Pendel, Umberto Eco
- Zu viele Putzfrauen, El Awadalla
- Schokolade zum Frühstück, Helen Fielding
- Am seidenen Faden, Joy Fielding
- Splitter, Sebastian Fitzek
- Ran an das Fett, Anna Fleck
- Im Anfang war der Sinn, Viktor E. Frankl/Franz Kreuzer
- Der alte König im Exil, Arno Geiger
- Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine, Karlheinz A. Geißler
- Die Einsamkeit der Primzahlen, Paolo Giordano
- Die Geisha, Arthur Golden
- Amy und die geheime Bibliothek, Alan Gratz
- Leben heißt frei sein, Benoite Groult
- Todesmärchen, Andreas Gruber
- Wunschloses Unglück, Peter Handke
- Makarionissi, Vea Kaiser
- Magic Cleaning, Marie Kondo
- Mängelexemplar, Sarah Kuttner
- Hectors Reise und die Suche nach dem Glück, François Lelord
- Keine Konkurrenz für Mma Ramotswe, Alexander McCall Smith
- Brief an mein Leben, Miriam Meckel
- Der Verein der Linkshänder*, Hakan Nesser
- Tief eingeschneit, Louise Penny
- Je größer der Dachschaden desto besser die Aussicht*, Alexandra Potter
- Help me, Marianne Power
- Lockvogel, Theresa Prammer
- Krabat, Otfried Preußler
- Kühlfach 4, Jutta Profijt
- Die Falle, Melanie Raabe
- Kreativität, Melanie Raabe
- Schoßgebete, Charlotte Roche
- Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Joanne K. Rowling
- Einmal noch schlafen, dann ist morgen, Manuel Rubey
- Die Jungfrau von Orleans, Friedrich Schiller
- Mord für Anfänger und Fortgeschrittene, Elisabeth Schmidauer
- Der kleine Drache Hab mich lieb, ein Märchen für Erwachsene, Andrea Schwarz
- Der letzte Satz, Robert Seethaler
- Sonntags bei Sophie, Clara Sternberg
- Das Ende ist mein Anfang, Tiziano Terzani
- Das Mantra gegen die Angst, Helge Timmerberg
- Der Herr der Ringe, J.R.R. Tolkien
- Kein.Ort.Nirgends, Christa Wolf
- Über die Berge zu mir selbst, Rudolf Wötzel
- Der dunkle Wächter, Carlos Ruiz Zafón
- Phantastische Nacht, Stefan Zweig
Wie lautet dein Lieblingssatz von den 62?
Kennst du weitere letzte Sätze, die wir unbedingt in der Auflistung ergänzen sollten?
Wir freuen uns über deine Anregungen. Schreib uns gerne einen Kommentar!
Du willst keinen Beitrag versäumen? Wir informieren dich gerne, sobald ein neuer Beitrag online ist: Ja, ich will den Blog abonnieren.
Bildquelle: Canva Treffpunkt Schreiben
*Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Inhalte unseres Blogs sind kostenlos. Manchmal bauen wir Affiliate-Links in unsere Artikel ein. Wenn du über diese Links ein Produkt erwirbst, zahlst du nicht mehr, aber „Treffpunkt Schreiben“ erhält eine kleine Kommission. Entsprechende Links sind mit * markiert. Das Affiliate-Programm ist anonym. Wir können nicht sehen, wer was gekauft hat. So hilfst du uns die Produktion von Inhalten und die Betriebskosten für die Webseite zu finanzieren. DANKE! 🙏
Natürlich bekommst du die Bücher/Produkte auch beim lokalen (Buch-)Handel deines Vertrauens!