„In vollen Zügen“ – so lautete dieses Mal das Thema unseres WORTGEWANDT-Schreibwettbewerbs. Und wir können mit Stolz sagen: Dieser Wettbewerb war tatsächlich vollgepackt – mit kreativen Geschichten, überraschenden Perspektiven und auch einigen herzhaften Lachern in der Jury! Egal ob prall gefüllte Zugabteile, das süße Leben in vollen Zügen oder völlig unerwartete Interpretationen des Themas: Die Teilnehmer*innen haben uns gezeigt, dass Kurzgeschichten schreiben auch eine Kunst des Um-die-Ecke-Denkens ist.
In diesem Blogbeitrag nehmen wir dich mit hinter die Kulissen des Wettbewerbs. Du erfährst, woher die Einsendungen kamen, was uns bei der Themeninterpretation begeistert hat und warum wir bei der Jurysitzung ab und zu in vollen Zügen Kaffee brauchten (Spoiler: Weil die Entscheidungen so knapp waren, dass wir hellwach bleiben mussten, um uns entscheiden zu können!).
Außerdem verraten wir, was dieses Mal anders war als bei den beiden vorherigen Wettbewerben und teilen Tipps, wie du bei zukünftigen Schreibwettbewerben erfolgreich sein kannst.
Interessiert? Perfekt. Lehn dich zurück und genieße die Reise – natürlich in vollen Zügen! 🚂
INHALT
Zahlen, Daten und Fakten zum WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb »in vollen Zügen«
In diesem Abschnitt werfen wir einen Blick auf die beachtlichen Statistiken: Wie viele Einsendungen haben wir erhalten, und aus welchen Ländern kamen die Texte? Wir beleuchten auch den zeitlichen Ablauf des Wettbewerbs und teilen interessante Details zur Länge und den formalen Anforderungen der Kurzgeschichten.

Ein herzliches Dankeschön an alle teilnehmenden Autor*innen für 516 Kurzgeschichten.
Ihr habt uns mit ausreichendem Lesestoff versorgt – mit 5.693.751 Zeichen – um genau zu sein. .
Die Anzahl der Texte übertraf jene vom WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb 2022 um 124 Geschichten.
Lediglich 29 Texte erfüllten nicht die formalen Kriterien und wurden daher in der Wertung nicht berücksichtigt. Das sind deutlich weniger als beim ersten WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb.
Aus welchen Ländern erhielten wir Texte?

Uns erreichten Texte aus
- Deutschland (61,6%).
- Österreich (28,3%),
- der Schweiz (4,5%)
- und anderen Ländern (5,6%), sogar aus Kambodscha und Paraguay.

Die Anthologie-Texte verteilen sich auf drei Länder:
- 12x Deutschland (80%)
- 2x Österreich (13,3%)
- 1x Schweiz (6,7%)
Wann wurden die Texte eingereicht?
- Die erste Geschichte wurde am 2. Juni 2024 eingesandt.
- Der letzte Text erreichte uns am 15. September 2024 (letzter Tag) knapp vor Mitternacht, um exakt 23:57 Uhr.
- 3 Texte wurden nach dem Abgabetermin eingesandt und daher nicht gewertet.
Wie bereits bei den beiden vorherigen Schreibwettbewerben erlebten wir mit 214 Texten wieder einen Einsendeboom in der letzten Woche – wobei 119 Autor*innen erst am allerletzten Tag (15.9.) auf den Senden-Button klickten. Da half es auch nicht, dass wir mehrfach kommunizierten, dass der Zeitpunkt der Einsendung keinen Einfluss auf die Bewertung hat.
Wie lange sind die Texte, die in der Anthologie veröffentlicht werden?
Der maximale Textumfang beim WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb wurde in der Ausschreibung mit 15.000 Zeichen inkl. Leerzeichen angegeben.
Der kürzeste eingesandte Text hatte lediglich 147 Zeichen. Der längste Text umfasste 96.255 Zeichen. Bei 15 Texten wurde die maximale Zeichenanzahl überschritten. Diese Geschichten konnten daher leider nicht berücksichtigt werden.

Die Jurymitglieder wählten unter den 15 Anthologie-Texten
- 2 Texte mit bis zu 6.000 Zeichen
- 3 Texte mit 6.001 bis zu 10.000 Zeichen
- 4 Texte mit 10.001 bis zu 12.000 Zeichen
- 1 Text mit 12.001 bis zu 14.000 Zeichen und
- 5 Texte mit 14.001 bis zu 15.000 Zeichen.
Inhaltliches Feedback und Tipps für zukünftige Schreibwettbewerbe
Wir haben bei unseren ersten beiden Schreibwettbewerben jeweils einen Feedbackbeitrag gestaltet:
- WORTGEWANDT Sammelfeedback: So hat dein Text mehr Chancen bei Schreibwettbewerben
- Sammelfeedback zum FLASHbewerb 2023
Und wir möchten auch zum »in vollen Zügen«-Schreibwettbewerb ein gesammeltes Feedback veröffentlichen.
Interpretation des Themas »in vollen Zügen«

In der Ausschreibung haben wir dieses Mal bewusst auf Interpretationsvorschläge des Themas verzichtet, um eine Beeinflussung der Schreibenden zu vermeiden.
Folgende Themen wurden mehrfach in den Texten behandelt:
in vollen Zügen …
- Alkohol trinken
- atmen (auch letzte Atemzüge)
- das Leben/die Liebe/den Moment genießen (häufigste Interpretation!)
- Drogen konsumieren
- Essen genießen
- rauchen
- Sport betreiben (Radfahren, schwimmen, Schach spielen …)
- reisen/unterwegs sein
Hinweis: Gibt es mehrere Texte mit “identer” Themeninterpretation, zum Beispiel mehrere Geschichten mit dem Fokus “in vollen Zügen unterwegs sein” wählen wir hier nur die ein, zwei “besten” Texte aus.
Bei 39 Texten konnten wir – trotz großzügiger Auslegung – leider keinen Themenbezug erkennen.
💡 Tipp:
Investiere Zeit für ein themenbezogenes Brainstorming. Mit einer originellen Themeninterpretation steigt deine Chance, dass dein Text – sofern gut geschrieben – in die engere Auswahl kommt.
Einblick in die Juryarbeit
Nachdem wir bereits zwei Schreibwettbewerbe erfolgreich organisiert und durchgeführt haben, konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln und unsere Abläufe optimieren. Deshalb planten wir ein deutlich längeres Lesezeitfenster ein – und dennoch wurde es am Ende knapp. Denn auch die Jury braucht eine Deadline.
Änderungen im Vergleich zu den vorherigen Schreibwettbewerben
Zeitpunkt der Ausschreibung
Wir haben uns bewusst entschieden, den Abgabetermin dieses Mal in den Frühherbst zu verlegen. Wir wollten so vermeiden wieder im Hochsommer, bei Temperaturen von 33 Grad und mehr, Texte lesen zu müssen. Bei dieser Hitze leidet nämlich die Konzentration dann doch etwas.
Aufgrund der vielen Einsendungen begleiteten uns eure Texte in der Vorweihnachtszeit und rund um Neujahr. Das war zwar auch herausfordernd, aber für uns trotzdem besser handhabbar. Unser Resümee lautet also: Wettbewerbseinreichungen im Herbst/Winter zu lesen ist angenehmer als im Hochsommer.
Gestaltung der Ausschreibung
Wir haben uns bemüht, die Ausschreibung noch übersichtlicher und klarer zu gestalten, und haben auch die FAQs nochmal ergänzt.
Bei den formalen Kriterien haben wir den Autor*innen mehr Freiraum gegeben und auf die Vorgabe einer Schriftart verzichtet. Bei der Einhaltung des von uns gewünschten Zeilenabstands – 1,5-zeilig erleichtert uns das Lesen und die Anmerkungen – haben wir dann auch noch beide Augen zugedrückt.
Diese Punkte führten dazu, dass die Anzahl jener Text, welche aus formalen Gründen nicht gewertet werden konnten, stark zurückgegangen ist. Das freut uns sehr.
💡 Tipp:
Diese Empfehlung ist nicht neu, doch leider immer noch notwendig: Lies die Wettbewerbsausschreibung achtsam und halte unbedingt alle Teilnahmebedingungen ein. Du erleichterst damit der Jury die Arbeit und bewahrst dir die Chance, dass dein Text gewertet wird.
Zusammensetzung der Jury
Bei diesem WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb haben wir die Jury gegenüber dem Wettbewerb 2022 um drei Mitglieder erhöht (von 5 auf 8 Personen). Insgesamt wurden also sieben Jurywertungen abgegeben, denn wir von Treffpunkt Schreiben teilen uns eine Jurystimme.
Bei der Zusammensetzung der Jury ist es uns wichtig, dass Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen der Schreib-bzw. Buchbranche vertreten sind: Dieses Mal waren das eine Autorin, ein Autor, ein Buchhändler, eine Journalistin, eine Lektorin, eine Autor*innenbetreuerin aus dem Selfpublishing-Bereich und wir beiden Schreibtrainerinnen.
Übrigens jedes Jurymitglied agiert bei der Auswahl unabhängig.
Lesestart
Erstmals haben wir nicht schon während der Einreichphase mit dem Lesen der Texte begonnen, sondern erst nach der Deadline. Das verlängert zeitlich den Auswahlprozess, erhöht jedoch gefühlt die Vergleichbarkeit der Einreichungen.
Herausforderungen bei der Bewertung der Geschichten
Auswahlprozedere
Jeder Text, der die formalen Kriterien erfüllt wird gelesen. Die Auswahl der Texte erfolgt dann in mehreren Durchgängen. Dabei achten wir unter anderem auf folgende Aspekte:
- Machart: Ist der Text handwerklich überzeugend (Charaktere, Plot, Schreibstil, sprachliche Ausdrucksweise)
- Originalität
- Leseerlebnis
Nach mehreren Leserunden liegt die Longlist vor. Diesmal bestand sie aus 34 Geschichten. Nun beginnt der schwierigste Teil, das Erstellen der Shortlist von 10 bis maximal 15 Texten. Das bedeutet leider auch ein Verabschieden von liebgewonnenen Geschichten.
💡 Tipp:
Bei der Endauswahl wird auch die Rechtschreibung und Grammatik zum Thema. Ein Tippfehler wird nicht den Ausschlag geben, ob der Text in der Anthologie veröffentlicht wird oder nicht, doch wenn ähnlich gute Texte zur Auswahl stehen, dann sind Fehler in der sprachlichen Ausdrucksweise ein klarer Nachteil.
Verwende unsere Korrektorats-Checkliste “Mit dieser Checkliste findest du (Tipp-)Fehler” und reiche einen möglichst fehlerfreien Text ein.
Stimmungsbild
Uns erreichte eine Fülle von traurigen und bedrückenden Texten. Das hat uns überrascht! Wir waren mehr als je zuvor gefordert, auf unsere eigene Psychohygiene zu achten und rechtzeitig Lesepausen einzulegen. Oft wurden von den Autor*innen eigene negative Erfahrungen geschildert.
Einige Texte waren eher Essays als Kurzgeschichten.
Andere Teilnehmer*innen reichten beschreibende Texte ein, die ausschließlich oder überwiegend Beobachtungen schilderten, zum Beispiel während einer Zugfahrt. Es war keine oder nur wenig Handlung erkennbar, die für eine Kurzgeschichte jedoch notwendig ist.
Was uns besonders Spaß gemacht hat
- Das Feedback zum Wettbewerbsthema “in vollen Zügen” war sehr positiv – viele Schreibende fühlten sich davon inspiriert. Das freut uns sehr.
- Mit unseren Schreibwettbewerben möchten wir zum Schreiben motivieren. Das scheint uns wieder gelungen zu sein. Einige Autor*innen haben im Einreichungsmail erwähnt, dass sie erstmals an einem Schreibwettbewerb teilnehmen. Juchhu. Genau das wünschen wir uns, dass immer mehr Personen, sich trauen, ihre Texte zu teilen und nach außen zu tragen.
- Beim Lesen der Texte wissen wir vorab nicht, was uns erwartet, in welche “Welt” werden wir eintauchen? Manchmal gibt uns der Titel der Geschichte einen Hinweis, doch nicht immer. Das bedeutet: Wir wurden 516 Mal überrascht und inspiriert. Das haben wir sehr genossen.
- Unser Highlight? Die Gewinner*innen zu kontaktieren und ihre emotionale Reaktion direkt zu erleben. Ein wunderbarer Lohn für unsere Arbeit.
Ausblick: Wie geht’s weiter?
Wir konzentrieren uns nun mit dem Team der Buchschmiede auf die Veröffentlichung der Anthologie zum WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb.
Vorbestellung und Veröffentlichung Anthologie
Die Anthologie »in vollen Zügen« zum WORTGEWANDT-Schreibwettbewerb wird voraussichtlich Ende März 2025 veröffentlicht. Preis: EUR 12,90
Hier kannst du die Anthologie bereits vorbestellen!
🎁 Hinweis:
Den Reinerlös aus dem Verkauf der Anthologie spenden wir an die Straßenzeitung DER AUGUSTIN.
Der AUGUSTIN wurde im Oktober 1995 gegründet. Der Verkauf der Straßenzeitung hilft Menschen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind (Obdachlosen, Langzeitarbeitslosen, Asylwerber*innen, Armutsbetroffenen u. a.), ihre Not zu lindern. Außerdem holt das Projekt die Menschen aus ihrer Einsamkeit, liefert soziale Kontakte und ermöglicht ein Stück Zurückeroberung der Würde.
Gibt es wieder einen Schreibwettbewerb?
Wir planen einen vierten Schreibwettbewerb, ob dieser noch 2025 oder erst 2026 stattfinden wird, ist noch offen. Schau gerne immer mal wieder auf unserer Website vorbei oder folge uns in den Sozialen Medien, dann verpasst du die Ausschreibung bestimmt nicht.
Buchtipp “In einem Zug” | Daniel Glattauer

Falls du noch nicht genug von Zuggeschichten hast, haben wir einen Buchtipp für dich: Im Jänner veröffentlichte Daniel Glattauer seinen neuen Roman mit dem Titel “In einem Zug“*. Passt perfekt zu unserem Wettbewerbsthema. Für mich war klar, das Buch muss ich lesen!
Worum geht’s? Ein ehemals gefeierter Autor und eine Therapeutin teilen sich ein Zugabteil. Sie kommen ins Gespräch. Der Dialog zwischen den beiden wird tiefsinniger und privater. Ich mag den ruhigen Erzählstil und das “Mitreisen”. Und ja, es gibt die ein oder andere Länge. Trotzdem habe ich es genossen, mal der aktuell eh sehr turbulenten Welt zu entfliehen. Die Meinungen der Leser*innen zu diesem Roman divergieren, mach dir dein eigenes Bild.
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Bildquellen: Canva, Treffpunkt Schreiben, Buchschmiede
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Hallo
Ich fände es spannend zu wissen ob mein Text unter den 34 Geschichten in der vorausscheidung war, wäre das möglich zu erfahren ??
Grüsse
Hallo Sandra, vielen Dank für deinen Kommentar. Wir haben alle Autor:innen, die auf der Longlist waren, per Mail informiert. Liebe Grüße Veronika
Schließe mich Sandra an: Wäre es möglich, die Longlist zu veröffentlichen, wie das bei manch anderen Bewerben auch gemacht wird?
Herzlichen Dank für euer Feedback.
Liebe Magdalena,
Danke für deine Anregung. Wir haben uns entschieden, die Longlist nicht zu veröffentlichen. Wir haben aber alle Autor:innen, die auf der Longlist waren und deren Texte nicht für die Anthologie ausgewählt wurden, persönlich per Mail informiert.
LG Veronika
Ich schließe mich an, die Longlist wäre wirklich super spannend zu erfahren. 🙂
Liebe Kristina, das können wir gut nachvollziehen. Aus diesem Grund haben wir jene Autor:innen, die auf der Longlist waren, deren Texte aber nicht für die Anthologie ausgewählt wurden per Mail informiert. Liebe Grüße Veronika
Ich fand euren gesamten Wettbewerb vom vielschichtig interpretierbaren Thema über die klare Ausschreibung bis zur transparenten Kommunikation der Juryarbeit klasse und freue mich auf die Anthologie. Vielen Dank dafür und auf ein Neues 2025/26!
Lieber Andreas, dein wertschätzendes Feedback freut uns wirklich enorm. 🙂 Wir stecken viel Zeit und Herzblut in unsere Schreibwettbewerbe und es motiviert und sehr, wenn wir hören, dass das bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch positiv ankommt. Alles Liebe,
Veronika