Du stehst am Beginn deiner Bachelorarbeit oder kurz vor dem Start deiner Masterarbeit. Du fühlst dich irgendwie sehr allein. Alle anderen wissen scheinbar, was zu tun ist. Du selbst hast noch keinen Plan. Als hätte es eine geheime Vorlesung gegeben von der du nie erfahren hast. Der Kollege in der ersten Reihe, der sonst bei jeder Lehrveranstaltung fragt „Was genau ist jetzt Prüfungsstoff“ ist im Bachelorseminar plötzlich verstummt und lächelt nur wissend. Der potentielle Betreuer deiner Masterarbeit beendet das zweiminütige Gespräch von dem du dir mehr Durchblick erhofft hast, so: „Super, dann ist ja eh alles klar. Melden Sie sich wieder, wenn Sie die Disposition fertig haben!”
Hilfe!
Ganz so schlimm ist es nicht? Super!
Hier findest du trotzdem 7 Punkte, die dir helfen werden, deine Bachelor- oder Masterarbeit erfolgreich zu starten. So bekommst du schon zu Beginn ein klares Bild davon, was bei diesem Textprojekt von dir verlangt wird.
1. Gibt es ein Schrifterl?
An jeder Hochschule gibt es ein paar grundsätzliche Eckpunkte und Vorgaben für das Erstellen einer Bachelor- oder Masterarbeit. Diese sind in der Regel in einem Dokument oder zum Beispiel auf der Webseite der Hochschule zusammengefasst. Sie gelten entweder für die gesamte Hochschule oder für einen bestimmten Fachbereich bzw. Studiengang.
Lies dir diese Vorgaben unbedingt genau durch. Das hilft dir zu verstehen, was von dir beim Verfassen der Arbeit erwartet wird.
Du findest nichts? Dann lohnt es sich nachzufragen. Nein, das ist sicher keine dumme Frage. Nicht nur, weil es keine dummen Fragen gibt, sondern auch weil eigentlich jede Hochschule bemüht ist, diese Angaben leicht zugänglich zur Verfügung zu stellen. Wenn du also Schwierigkeiten hast, an diese grundlegenden Informationen heranzukommen, bist du wahrscheinlich nicht alleine und das ist wertvolles Feedback für deine Uni/FH/PH.
Hier ein paar Beispiele solcher Zusammenfassungen. Achtung: Diese gelten natürlich nur für diese eine Hochschule/diesen einen Studiengang!
PH Kärnten (Von der Idee zur Masterarbeit – Leitfaden)
Universität Wien (Informationen zur Bachelorarbeit im Soziologiestudium)
Wirtschaftsuniversität Wien (Leitfäden zur Abfassung der Bachelorarbeit)
2. Seitenzahlen und Word Count: Wieviel Bachelor-/Masterarbeit darf es denn sein?
Welchen Umfang deine Arbeit haben soll, ist eine wesentliche Frage. Oft werden von der Hochschule Vorgaben zu Seitenzahlen gemacht oder es wird angegeben wie viele Wörter der Textteil beinhalten soll.
Erfahrungsgemäß ist gerade bei diesem Thema die “Mythenbildung” sehr ausgeprägt. “150 Seiten unbedingt und 25 Seiten Literaturverzeichnis! Minimum! Hab ich gehört.” 😉
Versuche also unbedingt eine offizielle Angabe deiner Hochschule zu bekommen. Besprich den Umfang deiner Arbeit außerdem mit deiner Betreuerin.
TIPP:
Finde heraus, ob der angegebene Umfang ein Anhaltspunkt ist oder ob der Wert strikt eingehalten werden muss. Das heißt, dass deine Arbeit diesen Umfang auf keinen Fall unterschreiten bzw. vielleicht auch nicht überschreiten darf, um positive beurteilt werden zu können.
3. Abgabetermine
Ein Abgabetermin ist für jedes Schreibprojekt vorteilhaft. Er hilft dran zu bleiben und die „Aufschieberitis“ zu überwinden. Finde heraus, ob es für Bachelor- oder Masterarbeiten an deiner Hochschule einen definierten Zeitrahmen gibt. Wie lange sollst/kannst/darfst du an der Arbeit schreiben?
Wenn du den Zeitrahmen kennst, zähle wie viele Wochen dir für die Bearbeitung zur Verfügung stehen. Auf diese Weise bekommst du für deine Zeitplanung einen besseren Eindruck von der Länge der Zeitspanne.
TIPP:
Wenn es an deiner Hochschule keine definierten Abgabetermine und keinen festgelegten Bearbeitungszeitraum (z. B. max. 2 Semester) gibt, setz dir unbedingt selbst eine Deadline. Auch wenn es befreiend klingt „alle Zeit der Welt zu haben“, ist es für den erfolgreichen Abschluss deiner Arbeit eher hinderlich.
4. Arbeitspensum (Workload)
Anhand der vorgesehenen ECTS-Punkte kannst du dir einen Eindruck verschaffen, wieviel Zeit (workload) eine durchschnittliche Studentin in das Bachelorseminar oder die Masterarbeit investieren muss.
1 ECTS-Punkt steht in Österreich in der Regel für 25 Echtstunden Arbeitsaufwand. Wenn du für die Masterarbeit also z. B. 18 ECTS-Punkte bekommst, bedeutet das, dass ein durchschnittlicher Student etwa 450 Stunden an einer approbierfähigen Arbeit schreiben muss.
Das vorgesehene Arbeitspensum zu kennen, ist wichtig. So hast du einen Anhaltspunkt für deine Zeitplanung. Außerdem hilft es dir, deine Themenwahl kritisch zu prüfen. Lässt sich dein Thema in diesem Zeitrahmen bearbeiten oder musst du es weiter eingrenzen?
5. Welche Forschungsmethode soll ich verwenden?
In den meisten Fällen bist du frei in der Wahl der Forschungsmethode. Es kann aber sein, dass es dazu Empfehlungen von deinem Betreuer oder Institut gibt.
Vielleicht hast du ein Bachelorseminar gewählt in dem du bei der Bearbeitung deiner Forschungsfrage ein Experteninterview ausprobieren sollst. Oder es wird empfohlen bei der ersten Bachelorarbeit eine reine Literaturarbeit zu schreiben.
Informiere dich. Wenn es hier Vorgaben oder Empfehlungen gibt, hat dies Einfluss auf die Themenwahl und die Forschungsfrage.
6. Formalia, Sprache und andere Feinheiten des wissenschaftlichen Schreibens
In welcher Sprache sollst du die Arbeit verfassen?
Meistens musst du die Unterrichtssprache deines Studienganges auch für die Bachelor- oder Masterarbeit verwenden. Wer also einen englischsprachigen Studiengang besucht, muss die Abschlussarbeit auch in englischer Sprache verfassen.
Gibt es Vorgaben was genderneutrales/gendergerechtes Formulieren betrifft?
Ist etwa das Verwenden einer Generalklausel – also auf das „Mitmeinen“ von Frauen zu verweisen – zu Beginn des Dokuments zulässig?
Beispiele für solche Vorgaben findest du hier:
Leitfaden für eine inklusive Sprache der Johannes Kepler Universität Linz
Leitfaden des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Welche Formatvorgaben gibt es?
Welche Schriftart/Schriftgröße musst du verwenden? Muss die Arbeit 1 1/2 – zeilig formatiert werden? Wie soll das Deckblatt aussehen?
TIPP:
An vielen Hochschulen wird eine Formatvorlage für Bachelor- und Masterarbeiten zur Verfügung gestellt. Das kann die Einhaltung von Formatvorschriften erheblich erleichtern.
Last but not least: Gibt es eine Zitierrichtlinie?
Dass du fremde Ideen und Gedanken in deinem Text kennzeichnen musst, ist klar. Aber wie soll die Kennzeichnung erfolgen? Muss im Text zitiert werden oder in einer Fußnote?
Wenn es seitens der Hochschule keine Vorgaben gibt, kannst du dich für eine Variante entscheiden. Wichtig ist: Einmal angefangen musst du in der gesamten Arbeit dabei bleiben. #committment
Einen Überblick über die gängigsten Zitationssysteme findest du z. B hier.
TIPP:
Du hast während des Studiums eine Lehrveranstaltung zum Thema „Wissenschaftliches Arbeiten“ absolviert? Dann lohnt sich jetzt ein Blick in die Unterlagen. Oft werden gerade die in diesem Absatz erwähnten Punkte in diesen Kursen behandelt. Man verdrängt sie nur recht schnell wieder 😉
7. Wie läuft das jetzt eigentlich ab?
So die Rahmenbedinungen sollten jetzt klarer sein. Aber welche konkreten Schritte musst du setzen? Wenn du keine schriftlichen Informationen zum Ablauf findest, frag nach. Ansprechpartner können hier die Studiengangs- oder Institutsleitung, die Studierendenvertretung oder auch ein potenzieller Betreuer deiner Arbeit sein. Folgende Punkte solltest du klären.
- Wie ist die Themenvergabe geregelt?
- Muss ich die Betreuerin meiner Arbeit selbst finden? Wer kommt als Betreuerin Frage?
- Gibt es Vorgaben für die Disposition/Exposé oder eine Betreuungsvereinbarung?
- Wann und wie oft muss ich von meinem Betreuer Feedback erhalten?
- Erfolgt die Abgabe der Arbeit zur Beurteilung elektronisch und/oder in gebundener Form?
- Nach welchen Kriterien wird meine Arbeit beurteilt und wie lange muss ich auf die Beurteilung warten.
Uff! So das war’s. Ich hoffe ich habe nichts vergessen. Jetzt solltest du das Projekt Bachelor-/Masterarbeit klar vor dir sehen. Zeit loszuschreiben! :-),
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