Es ist einer meiner Lieblingsmomente bei Schreibworkshops und in Schreibgruppen. „Möchte jemand seinen Text vorlesen?“ wird gefragt. Dann ist es kurz still. Ich überlege noch. Möchte ich meinen Text öffentlich machen? Möchte ich ihn teilen? Die Entscheidung fällt. „Ja, ICH würde gerne“, höre ich mich sagen. In mir ist Aufregung und Vorfreude zugleich. Dann darf meine Geschichte Zeile für Zeile in die Welt hinaus.
Veröffentlichen = Buch?
Wer eigene literarische Texte schreibt, möchte, dass diese auch gelesen werden – eine Öffentlichkeit finden und sei sie noch so klein. Trotzdem landen viele tolle Geschichten, Gedichte, Essays, … in der Schublade oder sie werden gar nicht erst geschrieben, weil, die „liest ja sowieso keiner“.
Ein Grund für diese Verschwendung an geschriebenen und ungeschriebenen Texten? Viele denken beim Wort „Veröffentlichung“ sofort an ein Buch. Ein eigenes Buch ist allerdings ein sehr umfangreiches Projekt. Oft zu groß, um es in die Tat umzusetzen.
5 Wege selbstgeschriebene Texte zu veröffentlichen – ganz ohne Buch
In diesem Beitrag möchte ich ein paar alternative Optionen aufzeigen, selbst geschriebene Texte (online) zu veröffentlichen.
Denn viele Wege führen zum/zur Leser*in, nicht nur das Buch 🙂.
#esmussnichtimmereinbuchsein #schreibundduwirstgelesen #tageslichtfuerschubladentexte
1) Schreibwettbewerbe, Literaturzeitschriften und Anthologien
Schreibwettbewerbe, Literaturzeitschriften und Anthologien sind eine Möglichkeit, eigene Texte aus der Schublade zu befreien und ans Tageslicht zu bringen. Darüber hinaus hat diese Form der Veröffentlichung einen unschlagbaren Vorteil – einen Abgabetermin. Wer teilnimmt, hat ein Thema vor Augen und eine strikte Deadline im Nacken. Perfekte Voraussetzungen, um ins Schreiben zu kommen 😉
Einen guten Überblick über aktuelle Ausschreibungen findest du übrigens auf unserer Wettbewerbsliste.
Und? Gewinnt man/frau da auch mal?
Monika Matscheko war auf diesem Weg mit ihren Texten erfolgreich.
Eine ihrer Kurzgeschichten wurde in der Anthologie Rette sich, wer kann? Der kleine Alltag des Widerstands in Gedichten, Geschichten und Berichten* des Geest-Verlags veröffentlicht. Ein weiterer Essay erscheint in der Anthologie Wie entsteht Wortkonfekt? Gute Texte sind wie Pralinen…, herausgegeben von Dr. Maria Zaffarana, CarpeGusta.
Ihre Erfahrungen fasst sie so zusammen:
Vor kurzem durfte ich meine erste Autorenlesung abhalten, gemeinsam mit anderen Autor:innen der Anthologie "Rette sich, wer kann?". Diesen literarisch spannenden Abend und den Austausch mit anderen Autor:innen und dem Verleger hätte ich wohl nie erlebt, wenn ich nicht den Mut gehabt hätte, beim Verlag meine Kurzgeschichte "Patina – wertlos oder wertgeschätzt?" einzureichen.
Das Motto meines Schreibens war und ist von Anfang an, Dinge mutig beim Namen zu nennen. Mut verlangt es natürlich auch, die Qualität meiner Texte in Schreibwettbewerben testen zu lassen. Meine beiden ersten Erfolge bestärken mich darin weiterzuschreiben, denn ich bin mir sicher, dass ich noch einiges zu sagen habe.
Ich kann aus eigener Erfahrung die Teilnahme an Schreibwettbewerben empfehlen, rate allerdings, sich vorab über den Verlag/die Organisation/die Institution der Ausschreibung zu informieren, um keine Überraschungen zu erleben.Monika Matscheko
Tipps für die erfolgreiche Einreichung
Wie gelingt es eigene Texte in Zeitschriften und Anthologien unterzubringen?
Andreas Schuster von Schreiben und Leben hat dazu in seinem Podcast Maike Frie interviewt. Die spannende Folge Veröffentlichen in Zeitschriften mit einigen guten Tipps ist hier zu finden.
Übrigens! Maike Frie bietet zu Jahresbeginn auf Treffpunkt Schreiben den motivierenden Planungsworkshop an. Ein Motivationsschub für alle, die im kommenden Jahr das Ziel haben, ihre Texte bei Wettbewerben einzureichen oder in Anthologien und Literaturzeitschriften zu veröffentlichen.
2) Online-Plattformen: story.one, Wattpad & Co
Online-Plattformen wie story.one und Wattpad bieten die Möglichkeit, selbstgeschriebene Texte online zu stellen. In der Regel ist nur eine Registrierung notwendig und schon kann es losgehen. Wer möchte, kann sich auch unter einem Pseudonym anmelden.
Ziel dieser Seiten ist es, Leser*innen und Autor*innen zu verbinden. Es gibt meist eine sehr aktive Community. Die online veröffentlichten Texte haben also die Chance, von einer Vielzahl an Leser*innen entdeckt zu werden.
Maximale Textlänge, Textsorten und Genre variieren von Anbieter zu Anbieter.
Einen Überblick, wo du deine Gedichte und Kurzgeschichten auf diesem Weg veröffentlichen kannst, findest du in folgenden zwei Blog-Beiträgen von Lukas Böhl:
3) Der eigene Blog/Die eigene Webseite
Ein Blog/eine Webseite lässt sich mittlerweile schnell und kostengünstig erstellen.
Judith Peters zeigt beispielsweise in ihrem Beitrag Meine 5 besten Tipps für Blog-Anfänger praxisnah die notwendigen ersten Schritte.
Einmal online können auf der Internetseite eigene Kurzgeschichten, Gedichte, Romanausschnitte, Essays, Gedanken – kurz selbst geschriebene Texte – veröffentlicht werden. Für potenzielle Leser*innen sind sie damit per Mausklick verfügbar.
Entscheide selbst!
Der Vorteil einer eigenen Webpräsenz: Wichtige Entscheidungen, die die Form und Präsentation der Texte betreffen, liegen in den eigenen Händen.
Auch ob oder wie viel Zeit und Ressourcen investiert werden, um den Blog/die Webseite bekannt zu machen, liegen ganz bei dem/der Autor*in
Ein paar Beispiele gefällig?
Tolle Beispiele für diese Form der Veröffentlichung gibt es viele. Hier eine klitzekleine Auswahl:
- Manchmal Lyrik von Wolfgang Weiland
- monatsweise – Literatur online lesen von Kirsten Marter-Dumsch
- Sinnblock von Lukas Böhl
- Riki Wunderer schreibt… – von Riki Wunderer
Riki Wunderer teilt auf ihrer Webseite übrigens nicht „nur“ ihre Kurzgeschichten sondern auch einen skurrilen Blog mit der Frau Squenz, in welchem wöchentlich ein neuer Artikel erscheint. Einige ihrer Texte sind mittlerweile auch als Sammelband erschienen.
Für diesen Beitrag hat sie uns einen kurzen Einblick gegeben, wie sie dazu gekommen ist, ihre Texte auf ihrer Webseite online zu stellen. Sie erklärt auch, was aus ihrer Sicht, das Schöne an dieser Form der Veröffentlichung ist.
Als ich die Homepage erstellt habe, gab es bereits etliche Kurzgeschichten auf meiner Festplatte. Ich wollte ersten Interessenten einerseits eine Kostprobe meines Schreibens geben und fand, dass verschiedene Kurzgeschichten eine gute Möglichkeit sind. Fast alle sind gerade so lange, dass sie gut zwischendurch - in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Arzt, an der Haltestelle, in einer Mittagspause usw. - zu lesen sind.
Andererseits will ich aber mit diesen kurzen, unterhaltsamen Geschichten auch Freude bereiten, bzw. mich in Schreibstil und Themenbreite den LeserInnen »zeigen«.
Außerdem habe ich in den sozialen Medien auf diese Weise immer etwas zu teilen/posten - was über einen Link wiederum zu einer abgeschlossenen Geschichte auf meiner Seite führt und dort vielleicht sogar zum Verweilen verlockt.
Kurz gesagt ist es eine schöne Möglichkeit mit Kurzgeschichten ein Lebenszeichen von meinem Schreibtisch zu senden.
Ein toller Nebeneffekt ist noch, dass je mehr ich schreibe - und dazu tragen eindeutig auch die Kurzgeschichten bei - desto flüssiger kommen Ideen und Schreibflow auch für andere Schreibprojekte daher.Riki Wunderer
4) Texte zu Schreibimpulsen veröffentlichen
Wer sich von unseren Schreibimpulsen inspirieren lässt, den laden wir immer herzlich ein, die entstandenen Texte als Kommentar zum jeweiligen Beitrag zu veröffentlichen. Auch Geschichten und Gedichte, die in unserem Online-Schreibabend entstehen, nehmen wir gerne zu den Schreibanregungen in unserem Blog auf.
Hier sind beispielsweise einige tolle Krimi-Haikus unserer Leser*innen/Teilnehmer*innen zu finden.
Eine weitere Quelle für Schreibimpulse ist der monatliche Newsletter unserer lieben Kollegin Sabine Spitzer vom Schreib-Zentrum Wien. Neben Schreibinspiration findest du auch hier die Einladung, die zum Impuls entstandenen Texte zu übermitteln. Diese werden dann im Newsletter des Folgemonats veröffentlicht.
Zu den Texten im Newsletter noch ein Hinweis von Sabine (Nachtrag vom 08.11.2021): “Mir ist dazu wichtig zu ergänzen, dass die Texte keinerlei redaktionelle Bearbeitung erfahren. Es ist also ein bisschen so, wie bei dem von Dir beschriebenen “Lieblingsmoment” – jeder Text darf sein und findet sein wertschätzendes Publikum!”
5) Eigene Lesung oder Schreibabend organisieren
Eine Freundin von mir nimmt gemeinsam mit ihrer Mutter Gesangsunterricht. Einmal im Jahr veranstalten sie dann ein Wohnzimmerkonzert. Freunde und Bekannte werden eingeladen. Es gibt leckeren Kuchen, die Gäste verteilen sich entspannt auf der Couch und dem Wohnzimmerteppich und lauschen der Gesangsdarbietung. Im Anschluss wird geplaudert. Ein schöner Abend und geselliges Beisammensein für die Gäste. Für das Mutter-Tochter-Duo eine Möglichkeit, ihr Können vor Publikum zu präsentieren. Etwas, worauf sie in ihren Gesangsstunden hinarbeiten.
Deine Lesung, deine Gäste 🙌 👏
Aber nicht nur Lieder eignen sich für die Darbietung innerhalb der eigenen vier Wände, auch Texte kann man/frau bei einer Wohnzimmerlesung vortragen. Diese Form der Veröffentlichung hat auch den Vorteil, dass die der/die Autor*in selbst entscheidet, wie groß das Publikum sein soll und wer eingeladen wird oder vielleicht lieber nicht .
Schreibabend: Texte teilen in einer Gruppe von Gleichgesinnten
Wer lieber vor Menschen liest, die im selben Boot sitzen, kann einen Schreibabend organisieren. Hier wird gemeinsam geschrieben und alle bekommen das Angebot die entstandenen Texte zu teilen.
Eine genaue Anleitung zur Organisation und Vorbereitung solch „literarischer Geselligkeiten“ und 66 passende Schreibanregungen gibt es in dem inspirierenden Buch 66 Schreibnächte – Anstiftung zur literarischen Geselligkeit. Ein Praxisbuch zum Kreativen Schreiben* von Katrin Girgensohn und Ramona Jakob.
Jetzt bist du dran!
So jetzt kennst du 5 Wege deine Texte – ganz ohne Buch – zu veröffentlichen. Es gibt also keine Ausreden mehr 😉.
Wir freuen uns jedenfalls von dir zu lesen. ☺️
#esmussnichtimmereinbuchsein #schreibundduwirstgelesen #tageslichtfuerschubladentexte
👉 Du hast Tipps für die Veröffentlichung selbst geschriebener Texte abseits vom eigenen Buch?
👉 Du möchtest deine Erfahrungen von der Suche nach Leser*innen für deine Texte mit uns teilen?
👉 Du hast einen eigenen Blog/Webseite, wo du deine Texte veröffentlichst, den/die wir unbedingt kennen sollten?
Dann schreib uns einen Kommentar zu diesem Beitrag. Wir freuen uns von dir zu lesen! 😊
Bildquellen: Canva, Treffpunkt Schreiben
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Einiges habe ich schon ausprobiert und gemacht, aber da sehe ich noch Potential… danke für die Ideen!
Liebe Riki,
Es freut mich, dass auch für dich noch die ein oder andere neue Idee dabei war.🙂 Nochmal Danke, dass du deine Erfahrungen zum Thema eigener Blog/eigene Webseite für diesen Beitrag mit uns geteilt hast. 🙏
Alles Liebe Veronika
Liebe Veronika,
vielen lieben Dank für die Erwähnung meines Schreib-Zentrum-Newsletters – das freut mich wirklich sehr! Mir ist dazu wichtig zu ergänzen, dass die Texte keinerlei redaktionelle Bearbeitung erfahren. Es ist also ein bisschen so, wie bei dem von Dir beschriebenen “Lieblingsmoment” – jeder Text darf sein und findet sein wertschätzendes Publikum!
Danke und Kompliment auch wieder für den ganzen Beitrag, der wie immer fein recherchiert ist und mit einer Fülle an Informationen aufwartet. Toll!
Alles Liebe,
Sabine
Liebe Sabine,
schön, dass dir der Beitrag gefällt :-). Danke für den Hinweis zu den Texten im Schreib-Zentrum-Newsletter ich habe ihn gleich direkt im Beitrag ergänzt.
Alles Liebe
Veronika
Vielen Dank für diesen Beitrag. Er hat mich echt richtig weitergebracht, insbesondere durch deine Tipps bzgl. story.one und wattpad. Habe mich sofort nach dem Lesen bei story.one registriert, meine ersten fertigen Geschichten dort hinterlegt und noch am selben Tag erste Likes und Follower bekommen. Eine wirklich gute Plattform mit einer sehr aufgeschlossenen und bisher sympathischen Community! Ich kann story.one schon jetzt weiterempfehlen. Wattpad werde ich auch noch testen.
Hallo Till, willkommen auf Treffpunkt Schreiben! Schön, dass wir dir mit unserem Beitrag weiterhelfen konnten. Danke, dass du deine ersten Eindrücke hinsichtlich story.one mit uns teilst. Dieser Austausch ist uns wichtig. Dass die Community dort sehr aktiv und sympathisch ist, finden wir auch und haben wir auch schon öfter von Schreibenden als Rückmeldung bekommen. Bin schon gespannt, was du zu Wattpad sagst. Weiterhin viel Freude beim Geschichtenschreiben und teilen. Alles Liebe,
Veronika
Hey, ihr Schreiberlinge*innen (?)!
Sorry, wenn ich einiges fehlerhaft schreibe.
Ich finde diese Webpräsenz klasse!
Kennt ihr jemand, die/der mein Buch lesen (und korrigieren kann – zunächst einmal ohne Zahlung). Ich meine aus reine spass an der Freude (und Korrektur schreiben? 350 A4-Seiten)
Bin nämlich gebürtiger Londoner und schreibe an einem Roman seit 20 Jahren, über meiner Zeit als Soldat in Nordirland. Sollte zunächst Memoiren werden, doch dann habe ich Lust am Schreiben verspürt und jetzt ist halt ein Roman daraus geworden. “Der Mann aus Killarney” ist “Eine Irische Geschichte” und handelt von einer katholischen und einer Protestantischen Familie. Mit ‘Twist’ in der Geschichte, natürlich.
Wer möchte mir helfen, mein Buch ins Licht zu schieben???