Manchmal will es mit dem Schreiben einfach nicht klappen, das Blatt Papier bleibt leer. Von Schreibfluss oder in den Flow kommen – keine Spur. 
Dann helfen Schreibimpulse wie dieser.
Folge der Anleitung und entwickle Schritt für Schritt dein Wochengedicht – einen lustigen Kinderreim. Dabei kannst du mit Wortwelten, Wiederholungen und Lauten experimentieren und hast die Möglichkeit, dich spielerisch mit Sprache auseinanderzusetzen.
So entsteht ein persönlicher Text für alle jungen und junggebliebenen Zuhörer*innen in deinem Umfeld. 
Inspirationsquelle Kinderlieder
Wenn es ums Schreiben und Reimen für Kinder geht, sind Kinderlieder eine ideale Inspirationsquelle.
Die Idee zu diesem Schreibimpuls lieferte das Lied Rolltreppenmax der Gruppe Bummelkasten. Mein Sohn hat es von der Kinderdisco im Kindergarten “mitgenommen” und singt es seitdem fast täglich mit großer Begeisterung. Der Text ist wirklich lustig und amüsiert mich genauso wie die Gäste von Opas Geburtstagsfeier. 😬
Für unser Wochengedicht borgen wir uns den Liedtext, der den abenteuerlustigen Max durch seine Woche begleitet, als Grundgerüst aus. Hör also gleich mal rein!
Na, bist du schon in Kinderreim-Stimmung? Dann #schreiblos!
Wenn du noch etwas mehr Inspiration brauchst, empfehle ich dir auch Shiny hat genug oder Kommt ihr bitte anzuhören.
Komm schreib mit!
Manchmal ist es in der Gruppe einfacher, Zeit und Motivation zum Schreiben zu finden.
Wenn du diesen Schreibimpuls nicht alleine, sondern gemeinsam mit anderen Schreibbegeisterten ausprobieren möchtest, dann nimm an unserem Online-Schreibabend am 10 Mai 2024 teil.
Mehr Infos und den Link zur Anmeldung findest du hier.
Schritt 1: Der erste Blick auf die Woche
Wessen Woche steht im Mittelpunkt?
Beim Schreiben des Wochengedichtes orientiere ich mich inhaltlich an unserem Familienalltag. Ich will einen (möglichst) lustigen Kinderreim schreiben, der meinem Sohn hilft, sich in unserer Woche zurechtzufinden. Was passiert am Montag? Wann ist Kinderturnen? Wann kommt Oma?
Du kannst in deinem Kinderreim natürlich auch eine fiktionale Figur durch die Woche begleiten – so wie den Rolltreppenmax. Oder du schreibst das Gedicht für dein Enkelkind, dein Patenkind, die Spielgruppe, …
Welchen Alltag du aufgreifst, entscheidest du.
Es ist in diesen Fällen nicht “unsere Woche”, über die du schreibst, sondern vielleicht “Lenas Woche” oder “die Woche der Kindergruppe Tigerstreifen”. Passe die folgende Anleitung entsprechend an.
Und wie ist die Woche so?
Eine Woche in unserem Familienalltag vergeht oft wie im Flug.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass zwischen unserem Wochenstart am Montag und der hoffentlich sanften Landung am Sonntag mein Autopilot übernimmt. Ich bekomme gar nicht richtig mit, was eigentlich alles passiert. Das sind natürlich keine guten Voraussetzungen für ein Wochengedicht, in dem wir unseren Alltag in Reime fassen wollen. Daher lade ich dich im ersten Schritt ein, das Thema “Woche” schriftlich zu erkunden.
Dafür verwenden wir eine Methode, die Gabriele L. Rico in ihrem Buch Garantiert kreativ schreiben lernen* vorstellt. Wir starten mit einem Cluster und gehen dann ins freie Schreiben über.
Schreibe das Thema "Unsere Woche" in die Mitte des Blattes und kreise es ein. Assoziiere nun frei zu diesem Thema und ordne alles, was dir dazu in den Sinn kommt, um diesen Mittelpunkt an. Eine detaillierte Anleitung für die Methode Clustering findest du hier.
Nimm dir für das Clustering 3-5 Minuten Zeit.
Schritt 2: 7 Listen mit 7 Ideen
Jetzt geht es ans Ideensammeln.
Welche Inhalte möchtest du in das Wochengedicht verpacken?
Um das herauszufinden, kannst du folgende 7 Listen erstellen:
- 7 Highlights unserer Woche
- 7 Dinge oder Gefühle, mit denen sich unsere Woche vergleichen lässt
- 7 Wünsche, die wir an die Woche haben
- 7 Gegenstände, die uns in einer Woche immer wieder begegnen
- 7 Situationen, die in unserer Woche schwierig sein können
- 7 Gedanken zu Sonntagabend
- 7 Erklärungen, warum [beliebigen Wochentag einsetzen], der beste Tag der Woche ist
Denk daran: Du schreibst einen lustigen Kinderreim. Blödeln ist erwünscht.
Schritt 3: Die Woche in 7 Sätzen
Es ist hilfreich, wenn du ein klares Bild von den Inhalten hast, die du in dein Wochengedicht verpacken möchtest. Hier siehst du ein Foto vom Wochenplan meines Sohnes. Man kann für jeden Tag ein Kärtchen aufhängen.
Stell dir im nächsten Schritt vor, dass auch eure Woche nur aus einer Aktivität pro Tag besteht. Welche wäre das?
In unserer Interview-Reihe Autor*innen im Gespräch gibt die Kinderbuchautorin Andrea Malfèr für das Verfassen von Texten für Kinder folgenden Tipp:
Kurze Sätze, klare, schöne Sprache. Themen, die die Kinder aus ihrem eigenen Leben erkennen, und immer muss etwas dabei sein, das das Herz berührt. Eine Vorstellung, etwas Sinnliches, etwas Lustiges, etwas, das mit Liebe und Mitgefühl zu tun hat.
Versuche deine Ideen auf ein Highlight pro Tag zusammenzufassen. Der Fokus liegt dabei auf jenen Punkten, die aus Sicht der Kinder besonders interessant sind. Schließlich wird unser Text ein Kinderreim.
Schritt 4: Einen Reim draus machen
So jetzt geht’s ans verDICHTEN. 🙌
Du schreibst den ersten Entwurf deines Kinderreims.
Orientiere dich dabei inhaltlich an deiner Zusammenfassung aus dem vorherigen Schritt.
Reimschema
Zur weiteren Vereinfachung kannst du dir auch die Reim-Struktur der ersten beiden Strophen von Rolltreppenmax zum Vorbild nehmen.
(A) Er lässt die Sau raus
(B) Und dann macht er auf seine eigene Weise
(B) Eine kleine Abenteuerreise
(C) Hellblaue Mütze, Lutscher hinterm Ohr
(D) Küsschen an der Kasse und als Souvenir
(D) Eine Rolle Klopapier
Tipps und Hinweise
- Hab Spaß mit den Worten und führe dir immer wieder die Zielgruppe deines Textes vor Augen: Kinder
- Blödelei, Fantastisches und Schummeln, damit der Reim passt, sind erlaubt!
- Die Autorin Lena Raubaum empfiehlt in ihrem Autorinnen-Interview auf Treffpunkt Schreiben, sich beim Schreiben für Kinder unter anderem mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen:
👉 Welche Wörter und Themen können sie fordern, welche überfordern, welche langweilen?
👉 Wie einfach kann ich Komplexität ausdrücken, ohne ihm seine Kraft zu nehmen? - Wenn dich das Reimen anfangs einschüchtert, dann starte ohne viel nachzugrübeln mit der ersten Zeile. Die muss sich noch gar nicht reimen und die hast du in Schritt 3 ja eigentlich schon aufgeschrieben. 😉
- Hilfestellung beim Finden von passenden Reimwörtern gibt es zum Beispiel auf reimsuche.de oder d-rhyme.de.
- Ob du in dein Wochengedicht Teile einbaust, die sich wiederholen, wie beispielsweise der Refrain von Rolltreppemax, liegt ganz bei dir.
- Sieh das mit dem den Inhalten nicht allzu eng.
Mein Sohn wollte für sein Wochengedicht dienstags “mit Oma Mia nach Afrika”. Das ist weder inhaltlich richtig noch ein besonders guter Reim. Aber er findet es mega witzig. 😂
Kind(er) beim Reimen einbeziehen
Ich habe versucht, meinen Sohn beim Erstellen unseres Wochengedichtes einzubeziehen. Er ist 6 Jahre und hat aus meiner Sicht ein gutes Gefühl für Reime und Freude am Spiel mit Worten. Trotzdem war unsere “Zusammenarbeit” an einigen Punkten eine gewisse Herausforderung.
Hier meine Erfahrungen für alle, die es auch ausprobieren wollen.
- Das Lied Rolltreppenmax war für uns ein super Start ins Thema und lieferte – für ihn und für mich – eine nachvollziehbare Struktur durch die Woche. “Immer wieder Montags …”.
- Ich habe ihn dann mal gefragt, wie der Liedtext wohl lauten würde, wenn er Max wäre. Das fand er super. Im Ergebnis wurde dann aber nur Max durch den eigenen Vornamen ersetzt.
- Einfacher war es, ihn bei den 7 Listen einzubeziehen. Highlights der Woche, Wünsche, bester Tag, schwierige Situationen – dazu hatte er ganz klare Ideen.
- Aus unseren Listen habe ich dann die 7 Sätze zusammengefasst und “zur Abnahme” vorgelesen. Die Reaktion war eher bescheiden: “Ja, ok.”
Mein Learning: So formuliert, ist der Alltag für mein Kind wenig amüsant. Für ein lustiges Wochengedicht müssen wir beim Reimen noch viel mutiger werden. - Also habe ich ihm den jeweils ersten Satz vorgelesen und ihn gebeten, die zweite Zeile dazu zu reimen. Dabei hatten wir bis Mittwoch richtig viel Spaß. Danach war die Luft raus.
- Ich habe dann den ersten Entwurf unseres Wochengedichtes anhand unserer gesammelten Ideen verfasst. Momentan ist es ein “lebender” Text. Mein Sohn hat schon beim ersten Vorlesen die ersten Änderungswünsche geäußert und sich neue Zeilen ausgedacht. Unsere Woche bleibt spannend.
Noch mehr Ideen für Kinderreime frisch aus dem Alltag
Das Wochengedicht ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, den Alltag in einen Kinderreim zu verpacken. Hier findest du drei weitere Ideen:
Das Tages-Gedicht
Auch die Struktur eines Tages lässt sich in einem Kinderreim einfangen. So ein Gedicht kann beispielsweise ein schönes Ritual sein, um den Tag vor dem Einschlafen kurz Revue passieren zu lassen.
Hier ein kleines Beispiel:
In der Früh wollte ich heut nicht aus dem Bett, der Vormittag war dann im Kindergarten doch sehr nett. Mittags gab’s Spaghetti mit Ei, das war eine Sauerei. Am Nachmittag war Rutschen angesagt und dann kam auch schon Mama angetrabt. Abends durfte ich Kokosnuss schauen. Der war grad im Weltraum. So, jetzt haben wir nochmal an heute gedacht, und nun wünschen wir uns eine gute Nacht.
Das Jahreszeiten-Gedicht
Die Jahreszeiten bieten eine weitere Inspirationsquelle für Gedichte aus dem Alltag. Neben den Veränderungen in der Natur gibt es auch hier wiederkehrende Aktivitäten und Feste, die sich in Reimform festhalten lassen.
Das Aktivitäten-Gedicht
Ob Anziehen, Zähneputzen, Tischdecken oder Einkaufen, viele dieser – oft ungeliebten – Tätigkeiten haben einen fixen Ablauf, der die Basis für einen Kinderreim sein kann.
Also lass dich vom Alltag zu ein paar lustigen Gedichten inspirieren!
Du hast euren Alltag zu einem lustigen Kinderreim verdichtet? Dann teile dein Wochengedicht mit uns in den Kommentaren. Wir freuen uns, von dir zu lesen 
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Bildquelle: Canva, Treffpunkt Schreiben
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katja
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Sonja
Vom Himmel
Hilf mir Gott,
lass mich bitte nicht allein
im Himmel ist dann alles fein.
Oh, Herr, hast bis jetzt an mich gedacht
Ein Schutzengel für mich gebracht.
In der Kirche dann vereint
beten für die Toten
Glaube ist nicht verneint
„Auferstehung“ ist bis jetzt noch verboten.
Auf der Wolke sitzen dann
Treffen wir uns alle irgendwann.
Gutes tun, hilft uns richtisch
dass wir sehen uns im Paradies, ist wichtisch.
ist zwar kein Kinderrein, aber ich habe versucht, zu reimen.
Hallo Katja,
es freut uns, dass dich unser Schreibimpuls zum Reimen inspiriert hat!
Danke fürs Teilen deines Gedichtes.
Viel Spaß beim Weiterreimen und alles Liebe
Sonja & Veronika