Schreibimpulse

Schreibimpuls – Die Sommersonne in Worte fassen (Scribbeln & Schnippseln mit der Cut-up-Technik)

Schreibimpuls Sommer von Treffpunkt Schreiben, Die Sommersonne in Worte fassen, Abbildung einer abstrakten Acryl-Malerei in Orange, Gelb, Weiß
Geschrieben von Veronika

Ich kann nicht malen.

Diese Entscheidung habe ich schon in der Volksschule getroffen. Deshalb habe ich mich seitdem lieber an Worte als an Farben gehalten.

Natürlich ist dieser Glaubenssatz kompletter Blödsinn.

Schreibimpuls Sommer, Treffpunkt Schreiben, Ich nenne es scribbeln, weil das nicht so anspruchsvoll klingt wie malen. Abbildung eine gekrizelten Sonne und Kritzelein in Organe und Gelb

Genauso, wie ich fest daran glaube, dass jeder, der möchte, schreiben kann, sagt mir meine Mutter – die Künstlerin ist – schon seit meiner Kindheit:
Jeder Mensch kann malen. Oder kritzeln. Oder schnipseln. Hauptsache: machen.

Und jetzt, mitten in meinen Vierzigern, fange ich an, ihr langsam zu glauben.
Ich experimentiere. Oder besser – ich kritzle herum. Ich schnipsle wild drauflos. Ich nenne es scribbeln, weil das nicht so anspruchsvoll klingt wie malen. 

Und siehe da: Es macht Spaß. Es entspannt. Es verlangt nichts von mir, außer dass ich einfach loslege.

INHALT

Ein Sommer-Schreibimpuls ohne Anspruch aber mit Sonne

Aber es geht nicht nur ums Können.

Es geht auch um all die Bedingungen, von denen ich meine, sie müssten erfüllt sein, bevor ich überhaupt anfangen darf.

„Dafür brauch ich erst mal Ruhe. Und unbedingt diese speziellen Farben. Und dann vielleicht auch noch den passenden Lichteinfall und eine Tasse Lavendeltee in der exakt richtigen Temperatur.“
(Kreativität reagiert ja bekanntlich sehr empfindlich auf das falsche Licht und lauwarmen Tee. 😉)

In meinem Urlaub habe ich mich nach der Sonne gesehnt, weil sie sich versteckt hat. Also habe ich mich kurzerhand entschlossen, sie mir einfach herzuschnipseln. Ich wollte meiner Fantasie freien lauf lassen. Anspruchslos.

Dabei habe ich wieder gemerkt, wie gut es mir tut, mit Farben, Worten und Papierfetzen zu spielen. Wie leicht das geht! Wie sehr es mich zur Ruhe bringt. Der perfekte Urlaubsstart.

#scribbelschnipsel: So funktioniert’s ✂️

Meine Erfahrungen habe ich in diesen Sommer-Schreibimpuls verpackt.

Er soll dir zeigen: Es geht. Es geht jetzt. Ganz leicht.

Die Anforderungen? Überschaubar.
Niederschwellig, wie man im Marketing-Sprech sagen würde.

Du brauchst keine Malkünste oder literarisches Talent. Nur eine Schere, ein Gefühl dafür, wie sich Sommersonne anfühlt, und Lust, mit ausgeborgten Worten zu spielen.

Also los: #scribbelschnipsel und halte sie fest, die Sommersonne. ️ 🌞✂️🖍️

Schritt 1: Das Material bereitlegen

Um deine Sommersonne in Worte und Farbe einzufangen, brauchst du nicht viel:

📰 3 bis 4 Zeitungen oder Magazine, aus denen du Wortschnipsel ausschneiden kannst. Du solltest sie also schon gelesen haben 😉. Ich habe zum Beispiel alte flow-Magazine verwendet, aber jede andere Zeitung oder Illustrierte erfüllt den Zweck genauso gut.

📄 Ein leeres Blatt Papier. Ich habe mich für weißes A4-Blatt entschieden. Aber nimm, was du zur Hand hast: Notizbuch, Journal, Rückseite eines Versandkartons. Alles ist erlaubt.

✂️ Eine Schere 

🧲 Klebstoff 

🖍️ Bunte Stifte, um deine Sonne zu scribbeln.
Ich wollte zuerst „Zeichenmaterial“ schreiben, aber das klingt wieder hochtrabend und nach einem Ausflug in ein Geschäft für Künstlerbedarf. Also: STOP!
Nimm Filzstifte, Buntstifte, Ölkreiden, Textmarker, was auch immer du findest. Hauptsache: Farbe!

Wenn du Lust hast, kannst du dir auch noch einen Eiskaffee oder ein Sommergetränk deiner Wahl (vielleicht ein eiskaltes Holundersoda) machen. Oder einen Lavendeltee 😉. Aber das ist kein Muss.

Das war’s auch schon. Du bist bestens ausgerüstet. Wir legen los.

Schritt 2: Die Sommer Sonne scribbeln

Jetzt wird es bunt.

Scribble eine Sommersonne in die linke untere Ecke deines Blattes – einfach aus dem Bauch heraus.

Wie sie aussieht? So, wie du es möchtest. Es ist deine Sommersonne.

Sie darf jede beliebige Farbe haben, auch grün. Sie kann aus Schichten bestehen, aus Kringeln, aus Sonnenblumen, aus Punkten oder Strichen. Alles ist erlaubt. Alles ist richtig.

Lass dich nicht von deinem/r inneren Kritiker:in oder deinem realen Umfeld verunsichern.

Mein Sohn hat beispielsweise ein sehr klares Bild davon, wie eine gemalte Sonne „richtig“ auszusehen hat. Mit meinem „Schichtmodell“ war er mehr als unzufrieden. Dieses Feedback auszublenden, war für mich gar nicht so einfach. Aber ich habe es geschafft. Und du schaffst es auch.

Abbildung einer gescribbelten Sommersonne
Gescribbelte Sommersonne

Wenn deine Sonne vom Papier blinzelt, zeichne Sonnenstrahlen von ihr ausgehend zur anderen Seite des Blattes. So entstehen „Sonnenstrahlen-Zeilen“ als Raum für deinen Text. Stell dir einfach vor, die Strahlen sind deine Linien, wie in einem Notizbuch, nur sonniger.

Auf dem Foto siehst du übrigens ein Beispiel für eine gescribbelte Sonne. Diese hat mein Sohn gemalt, damit ich weiß, wie das eigentlich geht. 😉.

Schritt 3: Wortschnipsel sammeln

Mach kurz die Augen zu.

Denk an die Sommersonne. An das Gefühl, das sie dir vermittelt. An Farben. An Licht. An Wärme. Was verbindest du mit ihr?

Dann schnapp dir deine Zeitschriften und geh auf „Schatzsuche“. Welche Worte, Wortgruppen oder Sätze sprechen dich an, wenn du an die Sommersonne denkst?

Ich bin meist bei den Überschriften fündig geworden, weil sie mir direkt ins Auge gesprungen sind. Du kannst natürlich auch in Fließtexten stöbern.

Sammle, was dich spontan anspricht. Denke nicht an das Ergebnis, sondern gehe nach deinem Bauchgefühl. Sei offen für spannende Assoziationen und Ideen. Wortspiele und Humor sind absolut erlaubt. Vergiss nicht: Du schnipselst für dich und für niemand anderen.

Wenn dir etwas gefällt, schneide es aus. Lege deine Fundstücke gut sichtbar auf dem Tisch aus.

So entsteht dein ganz persönlicher Sommersonnen-Wortschatz. 🌞✂️

Auf dem Foto siehst du übrigens einen kleinen Ausschnitt meiner Fundstücke.

Schritt 4: Die Sommersonne in Worte fassen

Jetzt wird es ernst. Spielerisch ernst ;-).

Suche dir aus deinem Wortschatz die Begriffe, Sätze oder Fundstücke aus, die du auf deine Sonnenstrahlen kleben möchtest.

Auch Absurdes, Abstraktes oder Blödsinniges ist ausdrücklich erlaubt.

Manche Schnipsel springen dich vielleicht sofort an, weil sie deine Gedanken perfekt einfangen und dir klar ist, die MÜSSEN Teil meiner Sonne werden.

Bei mir waren das zum Beispiel die Kreationen Power Pop-Up und Schnee-Crackerin.

Starte also mit den Worten, die dir sofort ins Auge fallen und kleb los.

Dann kannst du weiterkombinieren: Sätze basteln, Worte zerschneiden, eigene Gedanken ergänzen. Werde ruhig erfinderisch.

Meine in Worte gefasste Sommersonne

Für mich war es besonders spannend, dass die Sonnenstrahlen unterschiedlich lang sind. So gab es eine kreative Einschränkung, mit der ich arbeiten musste und die mir geholfen hat, neue Ideen zu generieren, um die „passenden“ Worte zu finden.

Klebe, schneide, schreibe, bis dich dein Wortkunstwerk anstrahlt.

Dann lehn dich zurück, schau dir deine Sommersonne an und freu dich.

☀️🌞 Sie ist genauso geworden, wie sie sein soll: deine. 🌞☀️

Und? Hast du dir die Sommersonne hergeschnipselt? 
Schreib mir gern in die Kommentare, wie es dir dabei gegangen ist.
Welche Wortschätze hast du gefunden? Ich bin neugierig! 

Bildquelle: Canva, Treffpunkt Schreiben

2 Kommentare

  • Das ist ein schönes Projekt für den zweiten Ferienmonat. Danke für die Idee. Ich lese die Zeitschriften nun schon mit “anderen Augen”, um passende sonnige Wörter zu identifizieren.

    • Schön, dass es dir gefällt :-). Deinen Impuls dir vielleicht schon länger Zeit zu nehmen, um passende Schnipsel zu sichten, finde ich gut. So begleiten dich die Sommersonnen-Wörter über einen längeren Zeitraum.

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