Autor*in im Gespräch

Autoren-Duo im Gespräch 8: Uwe Mauch, Karin Niederhofer | Wie wir Oldies wischen. Eine Generation lernt Handy

Geschrieben von Sonja

Wir setzen unsere Blog-Reihe “Autor*innen im Gespräch” mit  Interview Nr. 8  fort: 

Ich kontaktierte Uwe Mauch und Karin Niederhofer, die im November 2020 den Sammelband “Wie wir Oldies wischen 😉 Eine Generation lernt Handy”, veröffentlichten.

Der Titel hat mich sofort angesprochen. Das Thema auch, ich dachte an meine Eltern, den ersten Lockdown, die zunehmende Digitalisierung.

Ich war neugierig  und wollte  mehr erfahren, u.a.: 

Wie kam es dazu, dass 10 Pensionist*innen (im Alter von 63 bis 92 Jahren) Texte über ihre persönliche Beziehung zum eigenen Smartphone schreiben und gemeinsam veröffentlichen? 

Vorstellung

Karin Niederhofer: Ich bin seit 2002 in der Erwachsenenbildung tätig. Das SeniorenColleg habe ich 2009 in der Praterstrasse 45 im zweiten Wiener Gemeindebezirk etabliert. In meinem Colleg finden regelmäßig Computer- und Smartphonekurse statt. Darüber hinaus auch Fotokurse, Kurse für Textverarbeitung oder eben auch unsere Schreibwerkstatt.

Uwe Mauch: Ich habe – lang ist’s her – Publizistik- und Kommunikationswissenschaft studiert, und begann schon während des Studiums als Journalist zu arbeiten.

1. Wie ist euer Bezug zum Schreiben und wie lange schreibt ihr schon?

Uwe: Ich lebe vom Schreiben, habe seit mehr als dreißig Jahren täglich damit zu tun: als Redakteur der Tageszeitung KURIER (seit 1995), als Autor zahlreicher Bücher (seit 1999), als Schreiber der Porträtserie „Lokalmatador*innen, die in jeder Ausgabe des AUGUSTIN erscheint (seit 2000). Ab und zu, wenn es für mich gut passt, leite ich auch Schreibworkshops wie jenen im SeniorenColleg.

Karin: Ich unterrichte leidenschaftlich gerne. Das Schreiben überlasse ich gerne dem Uwe Mauch, wie man sieht mit Erfolg. 😊

2. Wann und wie entstand die Idee zu dem Sammelband „Wie wir Oldies wischen 😉 Eine Generation lernt Handy“?

Uwe: Um ehrlich zu sein: Das Buch ist uns passiert, im Rahmen eines Schreib-Workshops im SeniorenColleg.

Eine Schreibaufgabe lautete: Schreiben Sie bitte einen Text über Ihre Beziehung zu Ihrem Mobiltelefon. Wir dachten uns: Da haben die Teilnehmer*innen gewiss einiges zu erzählen. Und so war es dann auch.

Karin: Diese Schreibwerkstatt war eigentlich als ein Versuch im SeniorenColleg gedacht. Ich wollte meinen Kursteilnehmer*innen etwas Neues anbieten. Dass aus dem ersten Kurs gleich ein Buch entsteht, das war für uns alle eine große Überraschung.

3. Hattet ihr einen Buch-Projektplan? 

Karin: Nein, wie gesagt, das Buch ist uns passiert. Aus meiner Sicht war das das beste Projekt im Corona-Jahr 2020.

4. Der Titel „Wie wir Oldies wischen 😉 Eine Generation lernt Handy“ hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht: Wie habt ihr ihn gefunden?

Uwe: Der ist in der Schreibgruppe entstanden und somit auch von der ganzen Gruppe für gut befunden worden. Wobei ich schon ein bisserl nachgeholfen habe, 

im Wissen, dass der Titel gut ist, weil er sofort ein Bild im Kopf erzeugt und gleichzeitig genau zum Inhalt des Buchs passt.

Karin: Ja, den Titel haben wir dem Uwe zu verdanken, aber den haben wir nicht einfach festgesetzt, sondern in der Gruppe in Ruhe diskutiert.

5. Wie ging es euch damit, das Buchprojekt zu zweit umzusetzen? Wer hat welche Aufgaben übernommen? Welche Herausforderungen musstet ihr bewältigen?

Karin: Meine Aufgabe war es, die Textverarbeitung in den Griff zu bekommen, da die Teilnehmer*innen nicht sehr geübt im Schreiben, Speichern und Weitersenden von Texten waren.

Uwe: Stimmt, das hätte ich jetzt fast vergessen. Mir hat die Zusammenarbeit bei diesem Buch aber auch deshalb sehr getaugt, weil ich einfach nur kreativ sein durfte, weil ich von Anfang an wusste, dass die Karin zeitgleich darauf achtet, dass wir uns ökonomisch nicht verlaufen.

6. Ihr habt das Buch über die Plattform „Books on demand“ in Kooperation mit story.one veröffentlicht: Weshalb habt ihr euch für Self-Publishing?

Für uns war das der einfachste Weg. Dass wir schon im ersten Monat über 300 Bücher verkaufen konnten, war ja so nicht geplant. Die Freude darüber war und ist riesig.

7. Worauf sollen Menschen, die schreiben möchten, achten – habt ihr Tipps?

 

Das Allerwichtigste: Nicht einfach drauf losschreiben.

Karin: Die innovative und kreative Hand von unserem Uwe war für alle Teilnehmer*innen sehr hilfreich. Der rote Faden, den er legte, war einfach perfekt für alle Schreibprozesse.

Uwe: Ein Schreibseminar im SeniorenColleg buchen. ;-).

Ein paar Tipps zu Beginn sind sehr hilfreich, aber nur dann, wenn dabei das Schreiben nicht zu einer hehren Wissenschaft stilisiert, sondern ermutigt wird. Außerdem ist – wie die Karin bestätigt – die Schreibbegleitung wichtig. Sie ist die Voraussetzung, dass beim Lernenden, beim Ausprobierenden Selbstvertrauen entstehen kann.

8. Habt ihr Schreibseminare besucht und/oder Bücher zum Thema „Schreiben“ gelesen, die ihr empfehlen könnt?

Uwe: Meine Schule war und ist die Zeitungsredaktion: Ebenso wichtig wie das Schreiben ist für mich dort das Lesen und Redigieren anderer Texte. Dabei lässt sich gut erkennen, was gut gelungen und was vielleicht noch verbessert werden könnte.

Karin: Nein, keiner von uns im SeniorenColleg. Aber wir hatten ja den besten Lehrer und Begleiter.

9. Im Rückblick: Gibt es etwas das ihr, mit eurem Wissen heute, bei der Umsetzung des Buchprojekts anders machen würdet?

Karin: Demnächst gehen wir ein zweites Buch an, einen Sammelband mit authentischen Zeitzeug*innen-Berichten unserer Autor*innen. Never change a winnig team. Na gut, es gibt schon ein paar Schräubchen, an denen wir drehen werden.

Übrigens, wer bei dem neuen Buchprojekt mitschreiben mag, kann sich gerne im SeniorenColleg melden. 

10. Gibt es eine Frage, die ich nicht gestellt habe, die ihr allerdings gerne beantwortet hättet?

Uwe: Auf die Frage, was der schönste Moment bei unserem Projekt war, würde ich so antworten: Das Strahlen in den Augen unserer Autor*innen. Die meisten von ihnen haben noch nie einen längeren Text geschrieben – und dann wird ihr Text auch noch in einem Buch veröffentlicht. Und dann scheint dieses Buch auch noch in einer Bestseller-Liste von Morawa auf. Das ist ein Traum, nein, das ist schöner als ein Traum.

Ja, auch ich möchte noch einmal auf diese unendliche Freude und den Stolz unserer Senior*innen, ein eigenes Buch herausgebracht zu haben, hinweisen. Und auf die geballte Energie für das nächste Buch. Demnächst.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Links: 

Hier findest du weitere Infos: 

Du hast die ersten Folgen unserer Interviewreihe “Autor*innen im Gespräch” versäumt? Hier kannst du sie nachlesen:

Interview 1: Alexander Greiner: “Als ich dem Tod in die Eier trat”

Interview 2: Klaus Rafenstein: “Der Weg zur exzellenten Führungskraft – Leuchtturm sein!”

Interview 3: Lena Raubaum: “Die Knotenlöserin”, “Qualle im Krankenhaus”, Qualle im Tierheim”

Interview 4: Barbara Wimmer: „Tödlicher Crash“

Interview 5: Bardia Monshi, Mathias Berthold: “Positiv Denken allein hilft auch nicht.”

Interview 6: Nachgefragt: Alexander Greiner (Ein Jahr nach der Buchveröffentlichung)

Interview 7: Martina Onyegbula: “Herzasche und Frauenflügel”

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Bildquelle: Fotos zur Verfügung gestellt von Uwe Mauch und Karin Niederhofer

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