Manchmal will es mit dem Schreiben einfach nicht klappen, das Blatt Papier bleibt leer. Von Schreibfluss oder in den Flow kommen – keine Spur. Dann helfen Schreibimpulse.
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Wir erleben aktuell belastende und herausfordernde Zeiten. Das macht müde. Was uns in den nächsten Wochen erwartet, ist unklar, wie übrigens immer im Leben, nur verdrängen wir das gerne 😉. Viele Menschen wünschen sich mehr “Stabilität”.
Dieser Schreibimpuls hilft dir deine eigenen Ressourcen für persönliche Stabilität zu entdecken.
Woran denkst du bei dem Begriff “Stabilität”?
- Notiere 5 bis 7 Wörter, die dir dazu einfallen.
- Schreibe nun zu jedem Wort einen Satz.
- Markiere deinen Lieblingssatz 🙂.
Kennst du deine “Stabilen Zonen”?
Das Modell der “Stabilen Zonen” wurde von Dr. Roswitha Königswieser entwickelt (Quelle: “Coaching-Tools*“, Hrsg. Christopher Rauen):
Stabile Zonen können u. a. sein:
Menschen:
“Das bedeutet wertvolle, andauernde, persönliche Beziehungen und nicht etwa die Liebe zur ganzen Menschheit. Solche Beziehungen hat man gewöhnlich in der Familie, aus der man kommt oder in der, die man hat. Aber es können auch alte Freunde sein, treue Kameraden, gute Kollegen, jedenfalls Menschen, zu denen man Vertrauen hat.”
Plätze:
“Damit sind geographische Orte gemeint. Im Großen ist das ein ganzes Land, im Kleinen der Straßenzug, in dem man aufgewachsen ist oder ein Haus oder eine Bank unter einem Baum. Plätze als stabile Zonen werden oft als Heimat erlebt. Menschen, die Plätze als stabile Zonen haben, fühlen sich mitunter fremd, wenn sie an anders aussehenden Orten sind. Sie sind dann froh, wenigstens in Gedanken „heimkehren“ zu können. Manche sind gezwungen, alle paar Jahre woanders leben zu müssen. Diese Menschen werden entweder zu Kosmopoliten, d.h. heimatlos oder sie sind doch irgendwo ein bisschen verwurzelt und hoffen dorthin zurückkehren zu können.”
Dinge:
“Das sind Gegenstände, mit denen man vertraut ist und die nicht ohne weiteres gegen ähnliche eingetauscht werden können. Das kann ein altes Kleidungsstück sein, eine Tabakpfeife, ein Erbstück, ein Haus (verbunden mit einem Platz) oder ein Foto (verbunden mit einem Menschen) auf dem Schreibtisch. Manche nehmen solche Sachen auf Reisen mit oder tragen sie ständig bei sich wie ein Amulett.”
Freies Schreiben
Mache ein 20-minütiges Freewriting zu folgenden Leitfragen:
1. Welche stabilen Zonen hast du?
Schreibe deine Gedanken auf und berücksichtige dabei die oben genannten Bereiche:
- Menschen
- Plätze
- Dinge
2. Wie integrierst du deine stabilen Zonen in den Alltag?
3. Würdest du deine stabilen Zonen gerne mehr/öfter nutzen?
4. Was braucht es dafür?
Fokussierung
- Lies dir den Text durch und markiere Wörter/Textstellen, die dich besonders ansprechen.
- Notiere die markierten Wörter/Textstellen auf ein weiteres Blatt Papier.
Drabble schreiben
Was ist ein Drabble?
Drabbles sind pointierte Geschichten mit exakt 100 Wörtern. Die Überschrift wird dabei nicht mitgezählt. Auch nicht ausgeschriebene Zahlen gelten nicht als Wort.
“Sie sind ein bisschen vergleichbar mit Witzen, nur dass sie nicht witzig sein müssen. Drabbles können von allem handeln, reine Fiktion erzählen oder persönliche Erfahrungen beschreiben.” (Quelle: drabbles100.de)
“Der Begriff geht auf einen Sketch von Monty-Python zurück. Drabbles – a word game for 2 to 4 players. In den 1980er Jahren wurde dadurch in Großbritannien eine „Drabblemanie“ hervorgerufen, die von der Birmingham University SF Society standardisiert wurde.” (Quelle Wikipedia)
Drabble Beispiel:
Der Hut
“Jeden Morgen, wenn Melanie den Trödelladen betrat, in dem sie seit gut vier Jahren arbeitete, fiel ihr Blick zunächst auf den Filzhut. Er war im Laufe der Zeit durch den Raum gewandert, von der linken Seite, zur Mitte, zur rechten Seite und wieder zur Mitte. Doch egal, wo er gerade lag, Melanie sah ihn immer sofort. Er war langweilig, nicht schön genug, um sich für einen Retro-Look zu eignen und nicht hässlich genug für ein Kostüm. Sie hätte ihn schon längst aussortieren sollen, er würde sich nie verkaufen, aber auf seltsame Art vermittelte er ihr Geborgenheit. Er war immer da.”
(Quelle: drabble100.de, Maret, 13. März 2018)
Stabile Zonen-Drabble
Schreibe dein persönliches Stabilitäts-Drabble, das dich in schwierigen Momenten an deine stabilen Zonen erinnert und auch daran, wie du sie nutzen kannst.
Verwende die markierten Wörter/Textstellen aus dem Freewriting.
Vielleicht magst du auch deinen Lieblingssatz zum Begriff “Stabilität” einarbeiten?
PS: Wir sehen die Wortgrenze nicht ganz so streng, es dürfen auch 99 oder 101 Wörter sein .
TIPP:
Wenn du magst, schreibe dein Stabilitäts-Drabble noch einmal fein säuberlich auf ein schönes Blatt Papier oder eine Karte. So kannst du dein Stabilitäts-Drabble in der Wohnung aufhängen oder auch bei dir tragen, z.B. im Portemonnaie.
Stärkende Drabble Beispiele
Die folgenden Stabile Zonen-Drabbles sind bei unserem Online-Schreibabend am 20. November 2020 entstanden. Wir sind begeistert 👏👏👏!
“Orion – mein stabiles Sternbild. Auch wenn du über den nächtlichen Himmel ziehst, ja als Himmelsreiter sogar galoppierst. Auch wenn du nur am Winterhimmel sichtbar bist. Und dann nur an klaren Tagen. Aber du bist da. Immer bist du da. In deiner Bewegung und fallweisen Unsichtbarkeit bist du immer da. Vor meinem inneren Auge kann ich dich jederzeit über mich ziehen lassen. Wissend, dass du schon da warst, lange bevor ich kam und noch da sein wirst, wenn ich längst gegangen bin. Wirst weiter über den Himmel ziehen, ja galoppieren, und deinen Weg zwischen den Sternen finden. Auch das ist Stabilität.”
Sabine Indinger
“Stabilität eine sich ständig entfernende Zuflucht in meinen Gedanken. Menschen sind nicht stabil. Ich kenne niemand der stabil an meiner Seite war oder ist. Gott vielleicht wenn ich die Vorstellung zulasse. Mit Offenheit, Aufmerksamkeit und Wertschätzung Gott berühren. Ihn in mir sich aufhalten lassen und beschauen wie stabil ich damit im Leben sein kann. Wird mit dem Tod das Erfahren stabil? Ein gebettet sein und loslassen dürfen von allem was ist. Im Schlaf kann ich´s üben. Meine stabilste Zone ist der Schlaf, irgendwann egal wie und was war darf ich wieder ins Unbewusste sinken und alles loslassen. Gott sei Dank!”
Barbara Klaus
Tee ist das, was ich immer liebe
“Mein Tee gibt mir Stabilität, Wärme und Geborgenheit. Den Tee auf meiner Zunge zu spüren, und in meiner Kehle, das ist Zuhause, auch unterwegs. Ein Zuhause in mir und damit meine flüssige stabile Zone. Eine der wichtigsten in meinem Leben, wenn da nicht das Bett wäre, das ich auch so sehr liebe. In das ich mich flüchten und retten kann. Selbst wenn es nicht mein eigenes ist, an einem fremden Ort, sehe ich es als “meines” an. Scheinbar trage ich das Gefühl in mir mit und kann es wie ein Laken überstülpen, sogar im Zelt. Wenn ich dann noch einen Tee bekomme, bin ich glücklich.”
Claudia Knief
“Es ist mir eine Freude, mich gesund und vital zu fühlen. Dabei helfen mir Menschen, Orte und Gewohnheiten. Der Schmuck, den ich trage, sagt etwas darüber aus, wie ich mich fühle. Je grauer die Zeiten, desto bunter die Kleidung. Eintönigkeit durch Buntheit unterbrechen. Mich in das elastische und tragfähige Netz der Freundinnen fallen lassen. Die weiche Nase eines Pferdes streicheln, den Nasenstüber und das langsame Zwinkern einer Katze genießen. Im morgendlichen Kaffeehäferl Mut für den neuen Tag finden. Lächeln für mich selbst und andere damit anstecken. Abends dankbar in meinem Bett liegen und mich ins Meer der Nacht tragen lassen.”
Andrea Schmidbauer
“Das Klavier und der Ofen standen sich im Zimmer gegenüber. Weil sie viel mit Kindern und Haushalt beschäftigt war, musste sie sich nachmittags dazu zwingen, alles stehen und liegen zu lassen, um Feuer zu machen und sich der Musik zuzuwenden. Oft fiel dieser Routine auch ihr Spaziergang zum Opfer, aber Hauptsache, sie konnte einmal am Tag ihren Gefühlen, auch ihrem Frust, freien Lauf lassen. Jedesmal, wenn sie Klavier spielte, entdeckte sie Neues an sich. Hier konnte sie sich ausdrücken, wie Worte es ihr nicht ermöglichten. Und anschließend gab es eine Tasse Heiße Schokolade am warmen Ofen.”
Karen Wright
Wie gefällt dir das Drabble schreiben? Magst du (d)einen Drabble mit uns teilen? Wir freuen uns über deinen Kommentar 🙂!
Bildquelle: Canvas
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Mein Rucksack
Er hängt immer griffbereit am Garderobenhaken. Er begleitet mich zum Einkaufen und wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Aber in erster Linie verwende ich ihn natürlich in den Bergen.
Rucksack über die Schultern geschwungen, Riemen festgezurrt, Wanderstöcke in die Hand: Ich bin bereit.
Es ist, als ob dieses Gewicht am Rücken einen Schalter umlegen würde. Mein Körper stellt sich auf Anstrengung ein, auf Durchhalten, auf Bewältigen. Mein Geist erreicht diesen Zustand von wacher Leere, der beim langen Gehen entsteht.
Es ist als wäre er ein Teil von mir, der Rucksack. Erst jetzt bin ich ganz. Ganz bei mir angelangt.
Meine Schwester
Ich habe keine. Meine Geschwister sind alle männlich. Trotzdem – oder gerade deswegen? – ist sie da. Und zwar immer und überall. Das ist das Schöne an solch besonderen Menschen. Sie verlassen dich nicht. Nie. Immer sind sie für dich da. Sie haben einen Rat, eine Weisheit, eine Idee, eine Antwort auf deinen Fragen. Sie weinen und lachen mit dir, sie geben dir Halt und Schutz und Trost in kalten Nächten.
Alter Ego, Selbst, Schutzengel, es gibt so viele Namen zu dieser uns innewohnenden Kraft, die ihre Energie aus einer außerzeitlichen, weltumspannenden Quelle jenseits alles Irdischen schöpft.
Meine Seelenschwester nenne ich sie.
Liebe Helga,
schön, dass dich unser Beitrag zum Schreiben inspiriert hat und du stabile Zonen entdeckt hast 🙂.
Vielen Dank 🙏, dass du sie mit uns teilst.
Deine beiden Drabbles gefallen uns sehr gut!
Sie zeigen, wie unterschiedlich stabile Zonen (Rucksack und Seelenschwester) sein können.
Pass gut auf die Beiden auf und grüße deine Seelenschwester herzlich von uns.
Alles Liebe,
Sonja und Veronika
PS: Übrigens Gratulation zu den exakt 100 Wörtern 👍
Bin ganz neu und am PC eher unbedarft. Da ich nicht weiß, wie ich meine Beiträge anders schicken soll, tu ich es hier.
Drabble 1
“Stabile Zone”
Das einzig Stabile, Verlässliche ist die Veränderung, das “Stirb und Werde”. Der Verlust, das Aufhören, das Vergehen, sie schmerzen meist und der ihnen innewohnende Neubeginn wird, wenn überhaupt, erst nach variierenden Zeitspannen gesehen.
Wir lassen nicht gerne und leicht los.
Die Zeit zwischen “nicht mehr” und “noch nicht” bedeutet ja Krise.
Doch nichts kommt jemals wieder.
Das ist mir Trost und Kraft geworden, macht die Gegenwart, die alles ist, was wir haben, wertvoll, lässt auch die Gewissheit, dass alles einst getan, gelebt sein wird zu Gelassenheit, Erleichterung des Schweren, zur Dankbarkeit für das Schöne werden.
Es geht vorbei. Wie wunderbar!
Drabble 2
“Stabile Zone”
Ich nehme täglich etwas zu und auch gleich wieder ab;
mal sitzt die Hose locker mir, dann ist sie wieder knapp.
Ich putze fein mein Eigenheim, dann find ich wieder Dreck.
Mal räum ich her, mal räum ich um – und manchmal räum ich weg.
Ich fülle meine Speicher an
kaufe täglich ein.
Schon wieder fehlt was hier und dort:
Ei, Milch und Majoran.
Ich dusche mich und mach mich schön und gehe außer Haus.
Der nächste Morgen ist frappant: ich sehe gräßlich aus.
Es kommt, es geht, es ändert sich.
Darin ist es stabil!
So mach ich was ich will.
Liebe Agnes,
herzlich willkommen und vielen Dank fürs Teilen deiner beiden “Stabile Zonen-Drabbles”.
Wir freuen uns, dass du aktiv mit dabei bist, dir das Drabbeln offensichtlich Spaß macht und du ein gutes Händchen dafür hast ;-).
Viel Freude mit und Kraft durch deine Drabbles.
Alles Liebe,
Sonja
danke für diese Anregung…
lg wolfgang
Sehr gerne, Wolfgang!
Liebe Grüße,
Sonja
wie schön und wichtig, wenn man – wodurch auch immer – bei sich zu hause sein kann! denn letztlich haben wir nur uns selbst “stabil”. von uns gehen wir aus, zu uns kehren wir zurück.
nur wer “bei sich” ist, kann anderen, was auch immer sein.
lg agnes